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04.11.2011

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Inhaltsauszug von allen Kapiteln:




Aus dem Reich der Sage

Eine Sage aus Böhmen




Nach Hans Heiling
Wer von Elbogen aus im Egertal abwärts gegen Karlsbad wandert, dem zeigen sich in der Nähe des Dorfes Aich seltsam aufgebaute Felsen, die eine Ähnlichkeit mit menschlichen Gestalten haben. Diese Steingebilde führen den Namen Hans‑Heiling‑Felsen oder kurz Hans Heiling. Über ihre Entstehung­ wird erzählt:
Vor vielen Jahren beherrschten die Markgrafen von Vohburg Schloss und Gebiet um Elbogen. Eines Tages ging ein armer Bauer auf das Schloss, um Frondienste zu leisten. Auf dem Weg dahin fand er zwischen zwei großen Steinen ein verlassenes Knäblein. Von Mitleid ergriffen, hob er das weinende Kind auf und nahm es mit sich.
Als er in das Schloss gekommen war, ließ er sich zu der Markgräfin Johan­na führen und sprach zu ihr: „Es ist Brauch, beim Erscheinen im Schloss eine Gabe mitzubringen. Ich habe dieses Kindlein gefunden und bringe es Euch als Gabe dar, übt an dem armen Waislein Barmherzigkeit und nehmt es in Eure Pflege!“
Die Markgräfin erbarmte sich des Kindes und nahm es auf. Es erhielt in der Taufe den Namen Hans und nach dem Finder den Namen Heiling. Hans Hei­ling wuchs unter dem Schutz der Markgräfin zu einem stattlichen Jüngling her­an, der an den Wissenschaften einen größeren Gefallen fand, als an den Ritterspielen. Er liebte die Einsamkeit, durchstreifte Wald und Flur und dachte über alles, was ihm begegnete eifrig nach.
Einmal saß er Gedanken versunken am Ufer der Eger. . . . .




Die Gewalten des Feuers und des Wassers



Entwicklungsgeschichtliche (Geologische) Betrachtung.

Als bei der Bildung der Erdrinde durch die Gewalten des unterirdischen Feuers die Erdkruste sich faltete, entstand auch aus Schiefergesteinen das Erzgebirge. Im Anschluss an diese Gebirgsbildung kam es im zu großen Granitdurchbrüchen, die das Gebirge quer durchdringen und so entstand nach der Erkaltung, der feurigflüssigen Massen das Neudeker Granitmassiv. Durch noch spätere vulkanische Ausbrüche (Eruptionen) von Lava, Asche, Gasen und Dämpfen wölbten sich dunkle Basaltkuppen auf. Die im Granit entstandenen Risse und Spalten füllten sich mit Quarzmassen oder mit glühenden kohlenstofffreien Dämpfen (Mineraldämpfen), deren Niederschlag die verschiedenen Erzadern bildete.
Dr. Laube sagt in seiner "Geologie des böhmischen Erzgebirges“: Es ist eine feststehende Erfahrung, dass das Vorkommen von Zinnstein eine besondere Eigentümlichkeit des Granits ist. Es ist ferner eine bestimmte Tatsache, dass sich nur die Erzgebirgsgranite als zinnführende Granite erweisen, während andere Granite vollkommen frei von jeder Spur von Zinnstein sind. Wenn in den das Granit umgebenden Schiefern Zinn­steingänge auftreten, so bilden diese gewisserrnaßen nur die Fortsetzung der im Granit eingelagerten Massen und setzen sich niemals weiter fort.“ ‑ Das war die Tätigkeit des Feuers. ‑ Wie änderte nun das Wasser das Antlitz der Erde und vor allem unserer engeren Heimat" Als sich die Erdrinde soweit abgekühlt hatte. dass das die Erde in Dampfforrn umgebende Wasser sich auf derselben niederschlagen konnte, da begannen diese ungeheueren, ursprünglich heißen Wassermassen ihre erdbildende Tätigkeit. So wie durch die Faltung der Erdrinde meist Längstäler entstanden, so wur­den jetzt durch die zerstörende Wirkung, der riesigen Fluten (Erosion) die Quertäler in das Gebirge hinein­gerissen. Unser liebliches Rohlautal, durch das sich jetzt der Bach als ein dünner Wasserfaden windet, dieses Quertal ist das unverkennbare Muster eines erdabgetragenen Tales (Erosionstales).
Versetzen wir uns im Geiste zurück in jenen fernen Zeitraum der Erdgeschichte, wo das Wasser in der Werkstätte des Landschaftswesens (Natur) die Gebirgskämme abrundet, den Talboden auswäscht, fortführt, anschwemmt Lind ablagert.
Fassen wir zunächst unseren Turmfelsen ins Auge, der hinüberzeigt zu einer ähnlichen Felsenbildung (Felsenformation) auf der anderen Talseite beim Armenhaus als wollte er sagen: "Wir reichten uns einmal die Hand und bildeten eine gewaltige Schutzwehr für das tiefer liegende Tal, denn vor uns lag ein mächtiger See, der sich bis über das Walzwerk erstreckte. Aber noch machtvoller als unsere granitenen Bande waren die immer zunehmenden Gewalten des Wassers. Wer vermochte ihrem wütenden, nie erlahmenden Ansturm stand zu halten?
Im zornigen Anprall rissen uns die unwiderstehlichen Wogen auseinander.“
Die Felsensperre war gesprengt und hoch rollten die Wogen ins Tal, gewaltige Felsentrümmer mit sich führend.
Droben auf den Bergen wurden durch Auswaschungen Zinnerzlager bloßgelegt und zum Teil aus ihrem Mutter­haus (primäre Lagerstätten) hinab ins Tal gefühlt und dort abgelagert (sekundäre Lagerstätten).
Schauen wir den Turmfelsen genauer an, der sich an der inneren Seite seiner Talkrümmung befindet und daher dem stärksten Anprall der Wogen auszuhalten hatte: er zeigt uns ganz genau, wie hoch die Wogen an ihm empor schlugen und dass er gerade nur mit der Nase über die schäumende Gischt hinwegzuschauen vermochte. . . . .




Der Urwald



Wie in den Märchen feuerspeiende Drachen die Gold‑ und Silberschätze bewachen, so waren es in dem hiesigen Urwald die Bären und Wölfe, deren Geheul jeden Eindringling zurückschreckte. Weder Weg noch Steg führten durch das Dickicht, das man nur mit dem Beil in der Hand durchdringen konnte und wer vom führenden Flusslauf abkam, der war in der Wildnis verloren, da der Richtungsmesser (Kompass) noch unbekannt war und das dichte Laubdach das sich zurechtfinden (orientieren) nach dem Himmel verhinderte.
Das war der so genannte Grenzwald, der wie eine grüne, undurchdringliche Mauer Böhmen von allen Seiten einschloss und zum Schutz des Landes gegen feindliche Überfälle diente; die Herrschaftsgewalt (Regierung) sorgte dafür, dass diese Grenzwälder als natürliche Schutzwehren in ihrer Undurchdringlichkeit erhalten blieben. Nur schmale Saumpfade, die durch Ver­haue leicht verschlossen werden konnten, führten an einzelnen bekannten Stellen hindurch, welche Pfade man auch Landespforten oder Landestore nannte, die den Verkehr mit den Nachbarländern vermittelten. . . . .




Zur Besiedlungsfrage (Kolonisierungsfrage)

Nur einige Wegstunden von uns entfernt, im Tal der Eger und der Tepl sowie auch im größ­ten Teil des übrigen Böhmerlandes, welches mit Recht das Herz von Europa genannt wird. ließ sich, von Asien kommend, ungefähr 4 Jahr­hunderte vor Christi Geburt, das kriegslustige Volk der keltischen Bojer nieder und wußte sich in dem früher fast unbewohnten Land durch 300 Jahre siegreich zu behaupten.
Sie wehrten im Jahre 114 v. Chr. das Ein­dringen der germanischen Kimbem von ihrem Land ab, vermochten aber einem zweiten Stoß von germanischer Seite nicht mit Erfolg Wi­derstand zu leisten, als ungefähr im Jahre 80 v.Chr. ihre alten Bedränger, die Markomannen. sich mit solcher Heftigkeit auf sie warfen. dass alles, was nicht in die Gefangenschaft geraten wollte, sich über die Donau flüchten mußte. Als Erbe hinterließen sie dem Land den Namen: Bojerheim, Böheim. Böhmen.
Die alte Benennung "agara" für den Fluss Eger ist keltischen Ursprunges und heißt soviel wie Salmenwasser (Salm‑Lachs). So hieß die Eger geschichtlich um das Jahr 805 n. Chr., als Karl der Große ein Heer gegen die Slawen sendete (Pertz: Monarchistisch Germanistisch Historisch).
Wenn zunächst eine keltische Benennung des Flusses nachgewiesen ist, kann ohne weiteres ancrenommen werden, dass den Bojern das Tepltal mit seinen heißen Quellen, die in nächster Nähe der Mündung des Baches in die Eger zutage treten, nicht verborgen bleiben konnte.
Was hat nun die Geschichte Neudeks mit dem vorgeschichtlichen Volk der keltischen Bojer zu tun?
Den Bojern waren der Erzguss und die Verarbeitung der Metalle bereits bekannt und es ist eine bekannte Tatsache, wie aus Gräberfunden unzweifelhaft festgestellt wurde, dass ihre Waffen und Rüstungen aus Bronze, einer Legierung von Kupfer und Zinn, hergestellt waren.
Da nun auf dem europäischen Festland, außer Frankreich und Schlesien in kleinen Mengen. (die Fundgruben im Harz wurden erst später bekannt.) nur das Erzgebirge dieses für sie so wichtige Metall (das Zinn nämlich) lieferte, so liegt die Annahme sehr nahe, ja sie wird zur größten Wahrscheinlichkeit, dass die reichen Fundstätten am Abhang des Erzgebirges diesem vorgeschichtlichen Volk nicht unbekannt gewesen sein können, denn es ist kaum anzunehmen, dass sie dieses unentbehrliche Erz (Das Ausschmelzen des Eisens war ihnen unbekannt.) aus dem fernen England bezogen, dessen Gruben schon den alten Phönizierm bekannt waren.
Bei aller ihrer Wehrhaftigkeit war die vorzüglichste Beschäftigungder Bojer derAckerbau und die Fischerei, daher auch der Name "Salmenfluss".
Bei letzterer Beschäftigung die Nebenflüsse der Eger aufwärts wandernd, konnte ihnen auch das im Geröll der Bäche offen zutage liegende Zinnerz, welches durch seinen Glanz und seine Schwere allgemein auffällt, nicht verborgen bleiben.
Im Erzgebirge ist die Sage von den Walen nicht unbekannt. Es sind dies geheimnisvolle Bergleute. die mit der Wünschelrute oder durch Zaubersprüche den Segen der Berge erschließen. Die Geschichtsforschung will nun diese Walen mit der keltischen Urbevölkerung von Böhmen in Verbindung bringen, deren bergmännische Tätig­keit hier, wenn auch dunkel und rätselhaft, durch die Sage festgehalten wird. . . . .


Die Geschichte der Rohlautalbesiedelung




Der grubenmäßigen Gewinnung des Zinnerzes ist wahrscheinlich durch Jahrzehnte das sogenannte Zinnerz‑Seifen oder Zinnerz‑Waschen vorausge­gangen, weiche Gewinnungsart schon die alten Kel­ten in Anwendung gebracht haben dürften.
Die Halden irn Rohlautal, die aber durch den Straßen‑ und Bahnbau meist beseitigt Wurden. waren stumme Zeugen dieser Art des Bergbaues. Mit Gewissheit bekunden sie uns sein früheres Da­sein, aber die Zeit, in welcher gearbeitet wurde­geben sie nicht an, Seifenlager sind die nachträg­lich hinzugekommenen (sekundären) Lagerstätten des Zinnerzes.
Wie sind dieselben entstanden'?
Das ist auf keinem Pergament verzeichnet, aber es ist niedergeschrieben in dem Buch des Landschaftswesens. und wer diese Schrift zu lesen vermag, dem wird so manches klar, was ihm vorher dunkel erschien.
Die Beschaffenheit des Rohlautales mit den einmündenden Seitentälern,die eigene Gestaltung der Felsen
Beschaffenheit des Grundes, auf dem wir unsere Häuser bauen, all dieses in Verbindung mit den Ergebnissen der wissenschaftlichen Forschung macht es uns möglich, dass wir uns ein Bild jener Zeit hervorzaubern können, einer Zeit, in welcher wir in Böhmen kaum die ersten Spuren vom Auftreten des Menschen nachweisen können.
Liebe Leser, versetzen Sie sich mit mir im Geiste zurück in ferne entwicklungsgeschichtliche Zeitabschnitte (Epochen), in einen geschichtlichen Zeitabschnitt der Erdbildung, welche man allgemein die Eiszeit nennt.
Unser Heimatland Böhmen stellt ein recht trauriges Bild dar. Keine Spur von einen Wald, kein Bau, kein Strauch, nur kümmerlicher, baumloser, trockener (steppenähnlicher) Graswuchs im Inneren und die Randgebirge
viele Meter hoch bedeckt von blinkenden Schneefeldern und starrenden Eis‑ und Gletschermassen.
So lag das heute so fruchtbare und freundliche Böhmerland durch Jahrhunderte öde und kahl da., eine spärlich bewachsene baumlose, trockene Graslandschaft (Steppenlandschaft), umhüllt von einem starren Eispanzer.
Doch auf Erden ist alles vergänglich. auch diese Zeit ging vorüber.
Infolge der ansteigenden Wärmegrade (Temperaturen) begannen die Eis‑ und Schneemassen zu schmelzen.
Unsere Rohlau, heute ein ziemlich bescheidener Wasserlauf, diese durchlebte damals ihr Heldenzeitalter. Mit hochrollenden Wogen, schäumend und brandend wie ein empörtes Meer, Steine und Felstrümmer mit sich fortreißend stürzte sie sich tosend in das Tal, verstärkt durch wildbachartig von den Bergen herabstürzende Zu­flüsse, die heute gänzlich verschwunden sind oder nur noch als dünne Wasserfäden ins Tal fließen.
Wo heute der Turmfelsen wie ein Riesenfinger hinüberzeigt zum Armenhaus, da versuchte eine mächtige gra­nitene Felsensperre, eine natürliche Talsperre. die empörte Naturgewalt zu zügeln. doch tobend sprengt es mit wilder Gewalt das geschlossene Felsentor und Gerölle. Kies, Schutt ablagernd, wälzen sich die trüben Wogen unaufhaltsam ins Tal. . . . .




Gründungszeit der Bergbausiedlung (‑kolonie) Neudek



Dass Neudek wie die meisten Städte des Erzge­birges dem Bergbau seine Entstehung verdankt das ergibt sich schon aus seiner Lage inmitten eines rei­chen Bergbau‑Bezirkes, ferner aus alten Urkun­den über Neudek, in welchen eine besondere Wichtigkeit auf den Zinnbergbau gelegt wird aus einer Glockeninschrift vom Jahr 1578, die Neudek ausdrücklich als Bergstadt bezeichnet. Jetzt handelt es sich nur darum wann der Bergbau und zwar der grubenmäßige, der feste Ansiedelungen voraussetzt, auf dieser Stätte seinen Anfang nahm.
In Franken (Am Main.) und im wurde der Bergbau bereits 968 n. Chr. Betrieben, denn in der Geschichte wird uns in diesem Jahr erzählt, dass Kaiser Otto fränkische Bergleute in den Harz schickte, damit sie dort die Schätze der Berge erschließen.
Sollte dann das an das Fichtelgebirge unmittelbar angrenzende Erzgebirge mit seinem reichen Bergsegen den Fachleuten verborzen geblieben sein?
Kurz berichtet in seiner "Geschichte des österreichischen Handels“, es wären schon im 12. Jahrhundert Zinne in den Mautgebühren (Mauttarifen) an der Donau (St. Pölten, Stein, Tulln und Wien) (genannt worden. Es muss daher angenommen werden, dass diese Ware zu Wasser von Regensburger Großhändlern, welche damals den Alleinhandel nach Österreich behaupteten und deren Hansegrafen auf der Messe zu Enns den Vorstand führten, nach Österreich geschafft wurde. . . . .




Der Elbogner Kreis



Um das Jahr 1300 geriet die alte, slawische Gaueinteilung des Landes in Verfall und Kaiser Karl IV. teilte zur besseren Handhabung des allgemeinen Landfrie­dens das Land Böhmen in 13 Kreise mit eigenen Kreisgerichten und je 2 Kreishauptleuten. Das ,.Elbogner Land" wurde zum Elbogner Kreis vereint, welcher im Süden an den Pilsner Kreis und die Oberpfalz, gegen Westen an das Voigtland, im Norden an die Markgraf­schaft Meißen und im Osten an den Saazer Kreis grenzte. Im Jahre 1714 wurde der Elbogner dem Saazer Kreis einverleibt, aber im Jahre 1751 abermals von demselben getrennt und mit einen eigenen Bezirkshaupt­mann versehen. Der Elbogner Kreis (Der westliche Teil des Elbogner Kreises war nicht immer mit Böhmen verbunden. Er trat in deutschen Besitz über, so zur Zeit der Staufenkaiser und auch nach Ottokars Fall, während das ostwärts gelegene Gebiet von Neudek bis Königswart näher an das eigentliche Böhmen gerückt war.) war einst die Zupa Sedlitz; Der Zupan (Gaugraf) hatte seinen Sitz in der Stadt Sedlic, dem jetzigen Dorf Zettlitz. Der neue Kreis war infolge der Einwanderung deutscher Siedler aus Bayern und Thüringen germanisiert und die slawische Kraft gegen die Mitte des Landes zurückgedrängt. Als Stadthalter des böhmischen Königs wurde über den Kreis der Burggraf von Elbogen gesetzt, der als militärischer Befehlshaber über die Burg als höchster richterlicher Beamter galt.
König Karl IV. (1348 ‑ 1378) erweiterte das Elbogner Landrecht durch viele Begnadigungen und Befreiun­gen, er erhob unter anderen Graslitz und Karlsbad zu Städten.
Unter seinem Sohn Wenzel (1378 ‑ 1419) begann wie überall im Lande so auch hier die Fehde zwischen den Adeligen und den Städten. so dass das Raubwesen und die Unsicherheit im Kreise eine beängstigende Höhe erreichten. Die Städte Elbogen und Eger, der Abt von Waldsassen, die Landgrafen von Leuchtenberg und die beiden Grafen von Schwarzburg schlossen deshalb zur Bekämpfung der Raubritter ein Bündnis und zerstörten 1‑3 Raubnester. Der Bruder und Nachfolger Wenzels, dem letzten Luxemburger König Siegmund verwehrte der Hussitenkrieg, den Einzug in sein Erbland.
Der Elbogner Kreis war deutsch, hier fanden daher die Hussiten keinen Anhang, die beiden Belagerungen 1420 und 1427 missglückten, die Bewohner des offenen Landes fanden keine sichere Zuflucht in den dichten, finsteren Wäldern, die Hussiten konnten nirgends einen zuverlässigen Stützpunkt finden, weshalb diese furchtba­re Zeit für die Bewohner des Elbogner Kreises noch ziemlich glimpflich verlief. Nachdem im Jahre 1436 der Hussitenkrieg ausgetobt hatte, zog König Siegmund als lebensmüder Greis in Böhmen ein, in Prag verpfändete er seinem immer getreuen Reichskanzler Kaspar Schlick Stadt, Schloss und Herrschaft Elbogen samt Schlacken­werth, Engelhaus und Lichtenstadt, wozu sein Bruder und Erbe Mathias 1446 die Herrschaft Neudek käuflich erwarb, von welcher Zeit an die Grafen Schlick über 100 Jahre bis 1547 als gewaltige Machthaber das Burggra­fentum innehatten.
Der Burggraf von Elbogen als Stellvertreter des böhmischen Königs war Befehlshaber des ganzen Kreises im Falle eines militärischen Aufgebotes, er war der oberste Verwalter der Burggrafschaft und der oberste Gerichts­herr, der über Leben und Tod im ganzen Kreis entschied, falls einzelne Städte nicht diesbezüglich besondere Privilegien (Vorrechte) hatten.
Auf den Kreisversammlungen kamen nicht nur der Adel und die Ritter, sondern auch die Vertreter der Städte und Märkte zusammen, um über die Steuern und Abgaben zu beraten. . . .




Neudek als ein Kronlehn im Besitz der Herren von Plick



Ein schwarzes Hirschgeweih im Neudeker Wappen ist für den Geschichtsforscher wieder ein dunkler Punkt in der Vergangenheit der Stadt. Wahrscheinlich war dies das älteste Wappenbild
Neudeks, welches erst später durch das Wappen­bild der Grafen Schlick und durch die Kennzeichen (Embleme) des Bergbaues vervollständigt wurde. Dieses zwölfendige schwarze Hirschgeweih war nun das Familenwappen der Vladiken‑Fa­milie (Vladike ‑ Stammesältester bei den Tsche­chen.) der Herren von Hroznata, welche Familie in der Umgebung von Neudek reich begütert war. Dem Vladiken Hroznata gehörte auch Heinrichsgrün, um 1217 die Gegend des heutigen Karlsbad, Lichtenstadt mit Umgebung und wahrscheinlich auch die Gegend des heutigen Neudek, die allerdings damals noch mit undurchdringlichem Urwald bedeckt war. Es ist derselbe Hroznata, der das Stift Tepl gründete und reich beschenkte. Aus ganz unbekannten Ursachen schmach­tete er im Jahre 1207 in dem von ihm erbauten wüsten Bergschloss Königsberg als Staatsgefangener, wo er am 14. Juli desselben Jahres des Hungertodes starb. (Bruschius sagt in seiner "Beschreibung des Fichtelberges" Warum er gefangen gelegen sei, finde ich nirgends, sogar hat bei den alten Deutschen niemand nichts gemerkt oder aufgezeichnet. Sein toter Leib ist ins Kloster Tepl geführt und hier herrlich begraben wor­den.")
Dem Hroznata gehörte wie bereits erwähnt auch Lichtenstadt (Hroznietin), das nach ihm den Namen erhielt und in seinem Wappen heute noch das Wappenbild dieser Familie führt. Seine Güter Lichtenstadt und Heinrichs­grün schenkte er dem Stift Tepl bei Gründung desselben (Mit Lichtenstadt kamen gleichzeitig die Dörfer Voigtsgrün und Tüppelsgrün an das Kloster von Tepl. In einer alten Urkunde im Tepler Kloster vom 27. September 1342 heißt es: "Beneda abbas et conventus mon. Tepl. Decimas villarum Voytsgrune et Dypoltsgrune mutat in censum perpetuum sex sexagen. . . . .


Die Nachfolger der Herren von Plick


Hans Forster 1410 ‑ 1413


Heinrich von Plick, der Jüngere, verkaufte im Jahre 1410 dem Pfleger zu Eger Hans Forster die Herrschaft Neudek, „mit dein Städtlein darunter gelegen", welcher Besitz in dem königlichen Lehnsbrief ausdrücklich als Eigentum der königlichen Kammer bezeichnet wird: "das von uns und der Krone Böhmens zu Lehen geht‑. Unter den Zubehörden sind diesmal außer den Zinn­werken und Hämmern auch die Kirchenlehn benannt. also ein untrüglicher Beweis, dass unter der Herrschaft der Plicke nicht nur die Kirche gebaut, sondern die Ansiedlung auch zur Stadt erhoben wurde.
Die Urschrift (Original) der Urkunde, in welcher Kö­nig Wenzel von Böhmen am 17. November 1410 nach dem Verkauf der Herrschaft dieselbe dem Hans Forster zu lehen gibt, befindet sich im Hofarchiv in Wien (Eine Abschrift der Urkunde ist enthalten im Lunig: „Corpus Juris Feudalis Germani". Auch in Pelzel II.: "1410, 17. Nov. Wenzel belehnte also Hansen Forster, Pfleger zu Eger, mit dem Städtlein Neudek." (Origin.inarch.Caes.Vindob.). Dieselbe lautet: "Des Römischen Königs Wenceslai, als König in Böhmen, Lehn-Brief fiir Hans Forster, Pfleger zu Eger, über das Haus und Städt­lein Neudek und dessen Zubehörden (Pertinentien), de An. 1410. Wir Wenzlaw von Gottes Gnaden Römi­scher König, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, und König zu Böhmen; bekennen und tun öffentlich kund mit diesem Brief allen den, die ihn sehen oder hören oder lesen, dass für uns Hans Forster gekommen ist, Pfleger zu Eger, unser lieber Getreuer und legt uns vor, dass er das Haus Neudek, mit dein Städtlein darunter gelegen, und allen anderen seinen Zubehörden, das von uns und der Krone Böhmens zu Lehen geht, von Heinrich von Neudek, unseren lieben Getreuen, recht und redlich um einen genannten Betrag Geldes gekauft habe und bat uns mit demütigem Fleiß dass wir ihm dasselbe Haus Neudek, mit den Städten darunter gelegen, und allen anderen seinen Zubehörden, zu verleihen gnädig geruhen: Und wenn der vorgenannte Heinrich von Neudek das vorgenannte Haus Neudek mit seinen Zubehörden uns in unsere Hände, als seinen natürlichen Erb‑Herren, mit seinen offen versiegelten Briefen aufgesagt und gelassen hat; so haben wir angenehmen Dienst und Treue angesehen, als uns die vorgenannten Hans und auch Heinrich von Neudek oft und dicke, nütz1ich und willig getan haben, und weiter in künftigen Zeiten wohl tun mögen und sollen; und haben darum mit wohlbedachtem Mut, gutem Rat und rechten Wissen, dem vorgenannten Hans Forster das vorgenannte Haus Neudek, denn dem Städtlein darunter gelegen, mit Zöllen, Gerichten, Kirch‑Lehn, Zinnwerken, Hämmern, Dörfern, Äckern, Wiesen, Wassern, Wasser­läufen, Jagden, Wunen, Weiden, Waldungen, Zinsen, Renten, Abgaben, Nutzungen, Gefällen und allen anderen Zubehörden, wie man die sonderlichen Werte benennen mag, nichts ausgenommen von uns und der Krone zu Böhmen zu Lehen haben, halten, besitzen, und dessen zu genießen und gebrauchen zu sollen und mögen von jedem ungehindert, in aller maßen, Rechte, Weise, Gnaden und Freiheiten als die der vorgenannte Heinrich und seine Vorfahren von Neudek von uns und unseren Vorfahren, Königen und der Krone zu Böhmen innegehabt und besessen haben gegeben, unschädlich doch an uns und unseren Lehen, und sonst jedermann an seinen Rechten. . . . .


Das "kleinere ständische Archiv" in Prag


Für die älteste Geschichte der Stadt Neudek ist dies die wichtigste Urkundensammlung, die
soviel wertvolles enthält. Dieses Amtsgebäude wurde von Justizrat Dr. Ed. Reichl eingehend durchforscht und derselbe berichtet über das Ergebnis seiner Forschungen Folgendes: "Bericht über das, was sich in dem sogenannten kleineren ständischen Archiv für mich an brauchbarem Urkundenmaterial vorfindet":
Da ich zufällig die Bekanntschaft des Herrn Weinmann aus Elbogen machte, der wegen Übergabe des sogenannten kleineren ständischen Archivs (gegen­wärtig bei der Land‑ und Lehnstafel im ehemaligen Generalkommando in der Zeltnergasse befindlich) an den Landesausschuss, dasselbe einzutragen und zu verpacken beauftragt worden war in die Lage versetzt wurde. einen tieferen Blick in dessen Inhalt zu werfen, so teile ich das Erforschte hier mit. Vor allem findet sich ein nicht zu starkes Buch in Folio vor mit der Aufschrift:

Inventarium des ständischen kleineren Archivs Lit. A.

In diesem Buch sind eine Masse Urkunden ihrer zeitlich geordneten (chronologischen) Reihenfolge nach, ebenso auch gegen das Ende desselben viele Faszikel (Aktenbündel) mit wichtigen, auf das ständische Archiv beziehenden Verzeichnissen und vermischten Urkunden und Urkundenauszügen angegeben.
Die am Anfang des Buches enthaltene zeitlich geordnete Urkundenreihe ist ein Indizes (Verzeichnis) zu den ebenfalls im kleineren ständischen Archiv enthaltenen drei Band starken Pergamenten nüt der Aufschrift:

Königlicher May. und des Königreiches Böhmens Privilegien

Diese Aufschrift steht auf der zweiten Seite derselben, auf der ersten Seite jedoch steht in alttschechischer Sprache: . . . .





Die Grafen Schlick als Besitzer der Herrschaft Neudek


All hier muss ich einen richtigen gründlichen Bericht vermelden von den Herren Schlicken, so den meisten Teil des Egerländleins inne gehabt, derer auch an diesen und anderen Orten gedacht wird, damit der günstige Leser wissen möge derer Ankunft, Erhöhung zu Gräflichen Ehren und löblicher Nachkommenschaft (Posteritet), die sich des hl. Evangeliums je und über­all getreulich angenommen und nach Vermögen befördert haben. (Kaspar Brusch: Beschreibung des Fichtelberges). (Kaspar Brusch, Dichter und Geschichtsforscher, ein gebürtiger Schlaggenwalder und ein Zeitgenosse der Schlic­ke.)
So manches fürstliche Geschlecht, dessen Nachkommen mit ihrem Namen die Welt erfüllten, blickte auf schlichte und einfache Vorfahren zurück. Wer hätte es dem Egerer Tuchmacher

Heinrich Schlick von Lasan (Losan)

(Lasan (Losan), ein alter Herrensitz, jetzt ein Dorf bei Eger. Die Schlicke hatten ihr Stammhaus in Eger auf dem Ringplatz.) an der Wiege gesungen, dass seine Nachkommen einst als mächtige und glückliche Bergherren einen großen Teil des westlichen und nordwestlichen Böhmens beherrschen werden?
Wer hätte es geahnt, dass schon der Sohn dieses Egerer Ratsherrn wegen seiner Fähigkeiten von Kaisern und Königen mit Gunstbezeigungen überschüttet werden wird, dass sein Name in der Geschichte seines Vaterlandes wie ein glänzender Stern erstrahlen wird?
Sechs Grafen Schlick herrschten während der Zeit 1446 ‑ 1602, also länger als eineinhalb Jahrhunderte über Neudek, das Wappenbild der Stadt ist das erste Familienwappen der Schlicke, hochwichtige Privilegien verlieh der letzte Besitzer aus diesem Geschlecht, Graf Stephan, der Stadt, sodass es sicher nicht als Raumverschwen­dung angesehen werden kann, wenn der Ahnenforschung (Genealogie) dieses mächtigen Geschlechtes, der Her­ren des Erzgebirges, wie sie genannt wurden, einige Aufmerksamkeit geschenkt wird. Schon der im Anfang erwähnte Ahnherr dieses Geschlechtes, Heinrich Schlick von Lasan, verbrachte sein Leben nicht als stiller Bür­ger unter den strengen Regeln der Zunft hinter den Mauern seiner Vaterstadt. Ihn lockte gar bald das rauhe Kriegshandwerk mehr als das vom Vater übernommene und führte ihn auf rauhen Wegen zu Ruhm und Ansehen.
Er folgte dem Bruder König, Wenzels, König Siegmund von Ungarn, 1392 gegen die Türken, zeichnete sich im Kampfe durch Tapferkeit und Unerschrockenheit derart aus, dass er die Aufmerksamkeit des Königs in hohem Maße erregte. . . . .




Die Herren auf Neudek



Matthäus Schlick 1446 ‑ 1487

Die zahlreichen außerböhmischen Besitzungen Kaspar Schlicks erbte sein Sohn Siegmund (Palacky: Böhmen) während die böhmischen Besitzungen meist auf Mat­thäus Schlick übergingen, nachdem sein Bruder Nikolaus schon 1444 gestorben war und die beiden anderen Brüder Heinrich und Franz in den geistlichen Stand eingetreten waren.
Matthäus hatte schon 1446 die Herrschaft Neudek von Hans Höninger käuflich erworben, womit er danach auch im Jahre 1456 vom König Georg belehnt wurde. Nach dem Ableben seines Bruders erhielt er auch die hohe Würde eines Burgra­fen von Elbogen. Er war vermählt mit Kunigunde von Schwarzenberg, durch wel­che staatsmännische Verbindung er zeitweilig in den Besitz von Petschau gelangte. Zu dem Besitz des Matthäus Schlick gehörten außer Neudek und Elbogen noch die Herrschaften Falkenau, Heinrichsgrün, das egerländische Seeberg, Tüppels­grün, Voigtsgrün, Warmbad (Karlsbad.). Königsberg, Schlackenwerth, Lichten­stadt und Münchhof. . . . .




Etwas über das Geldwesen in vergangenen Zeiten


Wenn im Mittelalter von einer Mark Silber gesprochen wurde, so ist damit nicht etwa eine Münzeinheit gemeint, wie sie zum Bei­spiel in Deutschland bestand, sondern eine kölnische Mark, war eine Gewichtseinheit und entsprach 1/2 kölnischen Pfund = 233.8 g. Aus einer Mark Silber prägte man zuerst (vor 1300) 240 De­nare, später Groschen und da man deren 60 aus einer Mark prägte, so sprach man von einem Schock Groschen und weil diese Rege­lung zuerst in Böhmen unter König Wenzel 11. erfolgte, so nannte man sie Prager Groschen. Der Wert und die Kaufkraft eines sol­chen Groschens war nun zu verschiedenen Zeiten sehr unterschied­lich, denn der Wert des Silbers schwankte, später wurde demsel­ben Kupfer beigemischt und 70, 120 und noch mehr Groschen aus der feinen kölnischen Mark geprägt. Also Mark und Schock war ursprünglich gleichbedeutend und entsprach 60 Groschen.
Aus derselben kölnischen Mark (233.8 g) Feinsilber prägte man später 20 fl. Konventions‑Münze 21 fl. österreichischer Währung. Auf 1 fl. C.‑M. gingen drei Silber­zwanziger, sodass also ein solcher genau den Silberwert eines alten Groschens hatte. Der österreichisch‑ungari­schen Kronenwährung lag das Verhältnis 1: 18,2 zugrunde das heißt das Gold war 18,2 mal wertvoller als das Silber. Danach entspräche der Wert einer alten Prager Mark nach dem damaligen Verhältnis in Kronenwährung ‑ 71 K.
Die Groschenprägung wurde auch in anderen Ländern gebräuchlich, so auch in der benachbarten Markgraf­schaft Meißen. Die Meißner Groschen erfreuten sich in Böhmen einer besonderen Beliebtheit und waren neben den böhmischen viel in Verkehr. Damit wurde in den Geldverkehr nicht die geringste Verwirrung gebracht, da 1 böhmischer Groschen = 2 Groschen meißnisch also 1 Schock meißnisch genau 1/2 Schock böhmisch = 30 Groschen war.
Zur Zeit der Reformation erschienen die Taler, auch Gulden genannt. Die ersten Prägungen erfolgten in Joa­chimsthal (daher der Name Joachimstaler) unter Stephan Schlick (Schlicktaler).
1 Taler hatte 30 Groschen a' 7 Pfennige, also 1/2 Schock böhmisch oder 1 Schock meißnisch.
Im Jahre 1561 gab Ferdinand 1. eine neue Münzordnung heraus, laut welcher an die Stelle der Groschen die Rechnung mit Gulden und Kreuzer trat. Die Einheit war der Reichsgulden oder Rheinische Gulden zu 60 Kreuzer a' 6 Pfennige. Aus einer kölnischen Mark prägte man 10 Rheinische Gulden, später 20 fl. C.‑M. Im Verlauf der Jahre wurde der Rheinische Gulden infolge des geringeren Silbergehaltes leichter, sodass der Wert und somit die Kaufkraft dieser Münze einem beständigen Wechsel unterworfen waren.
Es bürgerte sich die Rechnung mit Gulden und Kreuzern nur langsam ein, denn die Bevölkerung fuhr fort, mit den noch im Umlauf befindlichen Groschen zu rechnen. Und als endlich der Rheinische Gulden die Schock­rechnung verdrängt hatte, dann teilte man den Gulden immer noch nicht in Kreuzer, sondern in Groschen. Im Neudeker Waisenbuch rechnet man bis 1628 mit Groschen. 1 fl. rh. hatte 24 Weißgroschen (böhmische Gro­schen) a' 7 Weißpfennige. Im Jahre 1629 wird in den Waisenrechnungen der rheinische Gulden mit 56 Kreuzern a' 6 Pfennigen berechnet. Daher 1 Weißgroschen = 2 1/3 kr.
1 fl. rh. = 24 Weißgroschen a' 7 Weißpfennige = 168 Weißpfennige.
1 fl. rh. 56 kr. a' 6 Pf. = 336 Pf.
Also 1 Weißpfennig = 2 kleine Pfennige.
Vom Jahr 1665 an wird im Neudeker Waisenbuch der fl. rh. mit 60 kr. a' 6 Pf. berechnet.
Im Jahre 1735 kam die Einführung des Konventions‑Münzfußes oder 20 fl. = Fußes zu 60 kr. a' 6 Pfennige. . . . .




Sonstige wichtigere Ereignisse von 1524 ‑ 1600



(nach der Chronik der Bergstadt Platten)


1524 trat die Stadt Kaaden zum Luthertum über. Zwischen 1525 ‑ 1529 wurde Abertham gegrün­det. Als der Ort 1529 seinen Namen bekam, waren sämtliche Einwohner Lutheraner. 1532 fand man "auf der Platten" ein, „höffliches“­ (hoffnungsreiches) Zinnbergwerk. In demselben Jahre begann Luthers Lehre in Joachimsthal fe­sten Boden zu fassen. Auch Bärringen wurde in diesem Jahre gegründet und war damals ebenso wie Platten bereits protestantisch.
1538 war infolge großer Dürre Teuerung im Gebirge, 1 Strich Korn kostete 4 fl. (Vor 1561 gab es Taler, auch Gulden genannt. ‑ 1 Getreidestrich = 92,2 1.) ebenso im folgenden Jahr.
1540 sagt der Chronist von Platten: Erdbeben, große Hitze, viele Brunnen versiegen, kein Tau in der Nacht, Waldbrände, alles verbrennt, ein Rind kostet 2 fl. wegen Mangel an Futter, "und weil der Wein überall so wohlgeraten und viele Leute sich zu Tode soffen, ward er der Mordbrenner genannt, aber auch wirkliche Mord­brenner gab es im Land, überall große Unsicherheit".
1541 war wieder wohlfeile Zeit.
1542 wütete vom Oktober bis Dezember im Gebirge die Pest.
1544 war Heuschreckenplage, dieselben kamen in großen Scharen gezogen.
1547 wurden die zwei Städte Platten und Gottesgab, welche zu Sachsen gehörten, Böhmen einverleibt.
1548 hatte Bärringen schon einen eigenen Pastor.
1552 grassiert vom August bis November die Pest. Erdbeben zu Ostern, dass die Fenster zerbrachen. . . . .




Geschichtlicher Rückblick bis zur Schlacht am Weißen Berge 1620

Das ganze 16. Jahrhundert steht im Zei­chen der Reformation, während die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts von jenem gewaltigen Glaubenskrieg ausgefüllt wird, der von 1618 ‑ 1648
so maßlos Elend über Deutschland und Böhmen brachte. ‑
Die Lehre Luthers hatte damals in Böhmen schon rasche Verbreitung gefunden. Ihre er­sten
Anhänger waren die Bergknappen, wel­che die Lehre des Bergmannssohnes mit Ei­fer verbreiteten. Aber bald nahmen auch der Adel sowie Bauern und Bürger die neuen Glaubenslehren an, sodass die Zahl der Protestanten gar bald jene der Katholiken überstieg.
Kaiser Rudolph II. verlieh im "Majestätsbrief " den Böhmen 1606 Glaubensfreiheit und gab den Herren, Rittern und königlichen Städten das Recht, auf ihrem Grund Kirchen und Schulen zu bauen; gleichzeitig kam zwischen den katholischen und evangelischen Ständen ein Vergleich zu Stande, der den Protestanten die Erbau­ung von Kirchen auch auf den königlichen Gütern gestattete.
Während der Herrschaft Rudolphs II. herrschten auf Neudek die letzten Grafen Schlick, Christoph und Ste­phan, sowie Friedrich Colonna Freiherr von Fels.
Die Ursache des Dreißigjährigen Krieges (1618‑1648) war die Spannung zwischen Katholiken und Protestanten. Die unmittelbare Veranlassung, zum Ausbruch dieses unheilvollen Glaubenskrieges war der oben er­wähnte zwischen den katholischen und protestantischen Ständen geschlossene "Vergleich", welcher bald eine verschiedene Auslegung erfuhr. Die Protestanten vertraten nämlich den Standpunkt, dass unter den königlichen Gütern auch die Kirchengüter zu verstehen seien und bauten in Braunau und Klostergrab Kirchen. Der Abt von Braunau stellte aber den Kirchenbau ein und der Erzbischof von Prag ließ die Klostergraber Kirche sperren.
Die Protestanten legten dagegen beim Kaiser Matthias Beschwerde ein, wurden aber abgewiesen. . . . .




Die Freiherren Colonna von Fels auf Neudek



Der weitere Verlauf des Dreißigjährigen Krieges


Der Geschlechtsname der Herren von Colonna ist bedeutungsvoll für die Geschichte. Sie sind ein altes römisches adeliges Ge­schlecht, nachweisbar seit dem Jahr 1101. Der Familienname stammt von der Gemeinde La Colonna im Gebiet um Rom.
Die Herren von Colonna beeinflussten mittelst ihres Vermögens und ihrer Macht das Geschehen im kirchlichen Staat. Von ihren Reihen stammten etliche Kardinäle. Aus diesem Geschlecht kam die bedeutende Dichterin Vittoria Marchesa de Pascara (1492 ge­boren). Sie verkehrte mit Italienischen Gelehrten und Künstlern, namentlich mit Michelangelo Buonarotti.
Kaspar Colonna, Freiherr von Fels und Schenkenberg, Herr auf Gabhorn und Engelhaus, war vermählt mit der Gräfin Anna Karoline Schlick, der Schwester des Grafen Christoph auf Neu­dek, es rollte also das leicht erregbare Blut der Schlicke in den Adern seines Sohnes

Friedrich Colonna von Fels 1602 ‑ 1614

welcher die Herrschaft Neudek von seinem Vater Stephan Schlick am 22. Februar 1602 um 69.000 Schock Meißner Groschen kaufte.
Am 8. August 1604 wurde ihm in Neudek sein zweiter Sohn und Nachfolger geboren. In den Neudeker Taufverzeichnissen heißt es: "1604. Den 8. August, ist dem wohlgeborenen Herrn Friedrich Colonna, Frei­herrn zu Fels und seiner Gemahlin Frau Anna Barbara, geborene von Schönburg, ein junger Herr mit Namen Johannis Georgis getauft worden. Paten: Herr Wolf, Herr von Schönburg und seine Gemahlin Frau Anna Barbara, Gräfin von Platten, Graf Friedrich Schlick und dessen Gemahlin; ferner Herr Hans Georg von Schwanberg, Elisabeth, eine geborene Colonnis von Fels, Herr Leonhardt Colonna und des­sen Gemahlin Frau Catharin, Herr Wilhelm Popel von Lobkowitz, Frau Gräfin Agnes Schlick, geborene Edle von der Lippe, Elisabeth Schlickin, geborene Wildenfels, Sidoni Schlick geborene Colonnia Freiin von Fels und noch andere Verwandte der Schlicke und Fels. "
Die Herren von Fels wohnten auf der derzeit verschwundenen Burg zu Neudek, welche sich damals noch in einem bewohnbaren Zustand befand.
Am 24. Juli 1605 finden sich dieselben Gäste fast vollzählig wieder auf der Neudeker Burg zusammen anläs­slich der Taufe des Grafen Wilhelm; am 24. August 1606 wird auf der Burg ein Fräulein geboren und Anna Barbara getauft, im Jahre 1609 am 22. April findet die Taufe des jungen Grafen Wolfgang Leonhardt statt, bei welcher eine große Anzahl adeliger Herren und Frauen als Paten angeführt sind, die sich alle persönlich eingefun­den haben mussten, da nur bei der Gräfin Mansfeld die ausdrückliche Bemerkung steht: " ist nicht hier gewe­sen".
Wie bei den Grafen Schlick finden wir auch die Freiherrn von Fels und deren Familienmitglieder jedes Jahr öfter als Paten bei den Untertanen angeführt.
Unter Friedrich Colonna von Fels war Neudek vollständig evangelisch, nachdem seit fünfzig Jahren aus­schließlich evangelische Pastoren der Kirchengemeinde vorstanden. . . . .



Schreckensjahre für Neudek

In der zweiten Hälfte des Dreißigjährigen Krieges kam über Neudek und Umgebung entsetzliches Elend. Seuchen wie Pest, Blattern, rote Ruhr, Teuerung und Hungersnot, dazu die
entsetzlichen Gräuel des Krieges gaben dein blühenden Bergbau den Todesstoß auf immerwährend.
Schon im Jahre 1627 schickte die Pest ihre Vorbo­ten, den im Oktober und November dieses Jahres star­ben "auf der Oedt" zwei Männer und eine Frau an dieser Krankheit, 1629 forderten
die Blattern die rote Ruhr mehrere Opfer, bis dann 1631 der "schwarze Tod­ mit all seinen Schrecken über Neudek sich verbreitete. Die Soldatenkrankheit wird die Pest in den Neudeker Sterbeverzeichnissen genannt, weil durchziehende und untergebrachte Soldaten dieselbe einschleppten und ver­breiteten. . . . .





Neudek unter der Herrschaft der Grafen Czernin von Chudenitz

1633‑ 1734

Das Jahr 1648 brachte endlich den heiß ersehnten Frieden über das verheerte Land, von dem der Geschichtsschreiber schreibt: "Die Bergstädte hatten un­säglich zu leiden gehabt und waren gänzlich ausgesaugt, viele Häuser standen leer, die Bergwerke wurden nicht mehrbefahren".
Während dieser Zeit des Entsetzens war die von Wallenstein beschlagnahmte Herrschaft Neudek im Jahre 1633 um 73.000 Schock meißnisch an das Ge­schlecht der Grafen Czernin gekommen.

Graf Hermann Czernin von Chudenitz 1633 ‑ 1652

übernahm sie mit aller Zugehörigkeit vom Herzog von Friedland (Wallenstein) mit kaiserlicher Genehmigung Wallenstein hatte nämlich von der früheren Gattin des Grafen Hermann Czernin, Gräfin Anna Salome Harrant. geborene von Hradisch, die Herrschaft Petzka gekauft und war ihr darauf 100.000 Schock meißnisch schuldig geblieben. Zur teilweisen Tilgung dieser Schuld wurde nun dem Grafen Czernin die Herrschaft Neudek überlassen und der auf Wal1enstein entfallene Betrag von 48.666 Schock meißnisch von jenen 100,000 Schock meiß­nisch in Abzug gebracht. (Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen.)
Dieser Graf Czernin besaß einen ungeheueren Reichtum und hatte sich durch billigen Ankauf beschlagnahmter Güter einen riesigen Besitz erworben, den er dem von ihm errichteten Fideikommiss (Unveräußerliches Familiengutt, das immer auf den erbberechtigten männlichen Nachkommen des Geschlechtes überging, wodurch einer Zersplitterung des Besitzes und dadurch einer Einbuße des Geschlechtes an Macht und Ansehen vorgebeugt werden sollte.) einverleibte.
Zu diesem Stammgut gehörten die Herrschaften: Petersburg, Engelhaus. Giesshübl und Neudek, Schönhof, Miltschowes, Winarz, Stein, Kost, Setschitz, Kosmanos, Kostenblatt. Landstein, Melnik, Weichau und Schmiede­berg in Schlesien, die er sämtlich kraft seines Willens vom 7. März 1651 auf den Enkel seines Bruders, also auf seinen Großneffen Graf Humbrecht (Humbert) Czernin von Chudernitz erblich verschrieben hatte (Landtafel).
Graf Hermann Czernin erhielt 1644 die Würde eines Reichsgrafen, außerdem führte er die Titel: Geheimer Rat, Kämmerer, Königlicher Statthalter, Oberster Lehnsrichter und Landrechtsbeisitzer im Königreich Böhmen. Im Jahre 1646 gibt er von Karlsbad aus der Zunft der Leinweber zu Neudek eine Handwerksordnung, die in der Urschrift noch erhalten ist.
Neudek wurde wahrscheinlich nur durch die gräflichen Beamten verwaltet, denn es ist kaum anzunehmen, dass in dieser Zeit der Plünderungen, Brandschatzungen und der Pest Graf Czernin sich in Neudek aufgehalten hat, doch bestätigt er die Privilegien der Stadt Neudek, wie aus den späteren Beschlüssen (Dekreten) seiner Nachfolger ersichtlich ist. . . . .




Neudek im Besitz der Grafen von Hartig


In der böhmischen Landtafel in Prag, ist unter dem 14.4.1734 eingetragen: "Ludwig Josef Graf von Har­tig kauft die in dem Saazer Kreis liegenden 2 Herrschaften, benanntlich Gieshübl und Neudek für je 462.000 fl. Es verkauft der dem gräflichen Franz Josef Czerninischen Kreditwesen allergnädigst vorgesetzte Ausschuss dem vorgenannten Herrn Ludwig Josef Graf von Hartig. (Vertrag wurde in die Landtafel am 6.7.1734 eingeschrieben)." - Mit die­sem Datum deckt sich auch die Kämmerei‑Rechnung über die "Einnahme und Ausgabe der Pfarrgelder in dem Hochgräflichen Prokop Adalbert Mündel (Pupilar) Tscherninischen Bergstädtlein Neudek von St. Martini 1732 bis wieder St. Martini 1733". - In Widerspruch mit diesen Angaben steht nun das nachstehend angeführte Bittschreiben der Neudeker Bürgerschaft wegen des Brennholzes an den Grafen Adam Ludwig Hartig im Jahre 173 1, in welchem ausdrücklich als Vorgänger in der Herrschaft

Ludwig Josef Graf von Hartig

angeführt erscheint. Diese beiden Überlieferungen widersprechen sich, für das Pfarramt besteht noch die Tscheminische Herrschaft, die Gemeinde wendet sich an den neuen Besitzer

Adam Ludwig Graf von Hartig 1734(1731) ‑ 1736

Wahrscheinlich haben sich die Verhandlungen wegen des Verkaufes der beiden Herrschaften von 1731 ‑ 1734 hingezogen, während welcher Zeit die Grafen von Hartig aber schon als die rechtmäßigen Besitzer galten. Die Bürgerschaft von Neudek, welche damals von Seiten der Herrschaft in ihrem Brennholzbezugsrecht verkürzt worden war, wandte sich mit folgendem Schreiben an die neue Obrigkeit:
An Ihre Hoch Gräflichen Gnaden, dem Hoch und Wohlgeborenen Herrn Adam Ludwig Reichs Graf von Hartig. . . . .




Die Privilegien der Stadt Neudek


Es ist mit absoluter Sicherheit anzunehmen. dass schon in den frühesten Zeiten der Bevölkerung von Seiten der Herrschaft gewisse Vorrechte und Freiheiten eingeräumt wurden, was sich aus verschiedenen Redewendun­gen in den Urkunden ergibt. Aber alle diese Zugeständnisse waren nicht verbrieft und konnten jede Stunde zurückgenommen werden und das Ge­fühl der Unsicherheit in dem Rechtsverhältnis zur Herrschaft bestand wei­ter fort. Es ist deshalb erklärlich, dass das eifrigste Bestreben der Bürger­schaft auf die Erreichung verbriefter Rechte gerichtet war, denn dadurch konnte sich der Bürger erst frei fühlen und sicher vor jeder Willkür. Nicht die Mauern der Städte allein waren es, die den Bürger der Stadt von dem leibeigenen Bauern am Dorf trennten, sondern auch die geschriebenen Privilegien, die ihn vor widerrechtlichen Übergriffen schützten, und wenn auch Neudek seit dem Jahr 1410 den Titel "Städtlein" in den Urkunden führt, so kann doch ruhig behauptet werden, dass es diesen Titel erst seit dem Neujahrstag des Jahres 1602 verdiente, wo es seine ersten Privilegien erhielt. . . . .




Sonstige wichtigere Ereignisse von 1600 ‑ 1800


1601 war in der Gegend ein sehr starkes Erdbeben.
1607 wurden in dem strengen Winter viele Menschen von den Wölfen gefressen. An der Pest starben in St. Joachimsthal 204 Personen, auch in Platten starben viele Leute. (Von 1601 ‑ 1706
nach der Geschichtsschreibung der Bergstadt Platten dann nach hiesigen Aufzeichnungen.) 1608 war wieder furchtbare Kälte, dass viele Menschen erfro­ren.
1612 meinte man am 11. Dezember, es käme der jüngste Tag. Infolge eines furchtbaren Sturmes brachen ganze Wälder nieder, wobei viel Wild erschlagen wurde. Die drei bis vier Klafter hohen
Bäume (= 5,253 ‑ 7,004 m.) lagen übereinander und man brauchte vier Wochen, bis die Straßen im Gebirge wieder frei waren. Viele Hirsche, Wildschweine und Bären wurden erschlagen.
1613 Pestjahr und große Teuerung. Kein Verdienst, viele Klöppler mussten zum Bettelstab greifen.
1616 brachen infolge der großen Sommerhitze viele Waldbrände aus, die insbesondere auf der Neudeker Herrschaft großen Schaden verursachten.
1617 war wegen der Dürre große Teuerung. 1 Strich (= 93,584 l gestrichen oder 107,6 l gehäuft.) kostete 11 fl., 1 Kanne Bier (61,12 l.) 6 Weißpfennige.
1618 fruchtbares Jahr.
1622 wieder Teuerung, 1 Guldentaler galt 9 fl. 1 Dukaten 17 fl. und 1 Rheinischer Goldgulden 13 fl.
1626 war wieder die Pest im Land, insbesondere vom August bis Jahresschluss. In Platten starben 282 Personen, im nächsten Jahre ließ die Pest nach, aber viele Häuser standen leer.
1632 Auf dem Weg nach Abertharn wurde ein Förster von Wölfen aufgefressen.
1633 war die Pest in der ganzen Umgebung.
1637 wurden laut eines alten Bergbuches in Platten die letzten Erze gewonnen, worauf wegen der Kriegs­unruhen alles liegen blieb.
1639 am 11. April, marschierten 11 Truppeneinheiten (Regimenter.) kaiserlicher Soldaten durch Fischern gegen Neudek, um dem durch Sachsen hereinbrechenden schwedischen General Königsmark sich entgegenzu­stellen.
1646 wurde in Böhmen die Akzise Verbrauchssteuer (Akzise.) auf Fleisch, Brot und Bier eingeführt.
1648 war wohlfeile Zeit‑, 1 böhmischer Scheffel Korn (50 l.) kostete 18 Groschen.
1661 war wieder große Teuerung, 1 Strich Korn kostete 7 ‑ 8 fl.
1687 wurde bei Strafe anbefählen, sich nur der Prager Maße und Gewichte zu bedienen. 1 Brot zu 7 Pfund (= 3,2732 kg.) kostete 5 kr. 3 Pf.; 1 Semmel zu 15 Lot (140,28 g.) 1 kr. und 1 Pfund Rindfleisch (= 467,6 g.) 2 ‑2 1/2 k r.
1697 wird berichtet von Waldbränden auf Neudeker Tscherninschem Grund.
1700‑1701 Unterbringung der Kronfeldschen Truppeneinheiten. . . . .




Die letzten Besitzer der Herrschaft Neudek



Unter dem letzten Grafen von Hartig war die Herrschaft Neu­dek so verschuldet, dass sie Graf Ludwig samt den Herrschaften Gießhübl, Schöberitz und Priesnitz am 12. Juli 1794 an

Johann Josef Graf zu Stiebar auf Buttenheim 1794 ‑1810

um den Kaufbetrag von 1.300.000 fl. überließ und zwar Gieß­hübl um 540.000 fl., Neudek um 380.000 fl.. Schöberitz um 220.000 fl. und Priesnitz um 160.000 fl. . . . .




Wichtigere Ereignisse von 1800 ‑ 1945



welche in den anderen Abschnitten nicht behandelt werden


Das Jahr 1817 brachte wieder große Teuerung ins Land. 1 Strich Korn kostete 52 fl. W. W.. 1 Strich Kartoffeln 20 fl., 1 Brot 1 fl. 12 kr. Ein Glück für die hiesige Bevölkerung war es, dass die Klöppelspitzen damals guten Absatz fanden und die Erzeugnisse gut bezahlt wurden, weswegen die Teuerung zwar bitter empfunden wurde, aber doch der Hunger nicht an die Türen klopfte.
Im Jahre 1822 hatte Neudek 304 Häuser mit 1602 Einwoh­nern.
Am 24. Mai des Jahres 1831 wurde der obere Teil des alten Glockenturmes wegen Baufälligkeit abgetragen. In diesem Teil befand sich die von einem umlaufenden Gang (Galerie) umgebene­Wohnung des Türmers, der bis 1790 mit Frau und Kindern droben wohnte (Nachkommen des letzten Türmers er­zählen heute noch, dass sich in ihrer Familie die Mitteilung fort­pflanzt, dass der Turm stark schwankte, sodass das Wasser in Gefäßen (Wasserbecken) sich bewegte.). Man hoffte, in den blechernen Turmknopf wertvolle Aufzeichnungen zu finden, allein derselbe war vollständig leer.
Am 22. Juli 1831 wurde der neue jetzige Dachstuhl aufgesetzt und in dem Turmknopf eine von dem Lehrer Johann Haberzettl verfasste Gedenkschrift eingelegt, von welcher Haberzettel eine noch erhaltene Abschrift den Gemeindeakten einverleibte. In derselben heißt es unter anderem: "Überhaupt ist jetzt eine schwere, nahrungs­lose Zeit, denn die Spitzenklöppelei liegt ganz darnieder, denn der englische Tüll ist schöner und um drei Teile verkäuflicher als die Spitzen. Durch die Absperrung Ungarns, Polens und Russlands wegen der Cholera, ist dorthin gar kein Geschäftsverkehr. Die Getreidepreise sind folgende: Der Weizen kostet (das böhmische Strich) 6 fl. 48 kr. C. M., das Korn 5 fl. 48 kr.. die Gerste 4 fl. und der Hafer 2 fl. 12 kr. Der Turm wurde neu überbaut von Jakob Veith unter der Leitung des Direktors Martin Schollar. Beim Amt besteht noch ein Rentmeister (Grundstücksverwalter) Franz Reichelt, Gerichtsschreiber Martin Seeland und Franz Bäuml und Wenzl Hable Amtsschreiber. Das Hammerwerk leitet ein Schichtmeister. Die Gerichtsbarkeit der Stadt versieht Andreas Rölz; Ortsvorsteher Michael Meyer, geprüfter Rechtsbeistand (Syndikus) Wenzl Schott und Franz Kirschner, Gerichts­beisitzer, Franz Ullmann Steuereinnehmer, Josef Wenk und Anton Pecher, Abgeordnete (Repräsentanten) und Benedikt Unger Polizelkommissar. Lehrer ist Johann Haberzettl, Hilfslehrer Adolf Rauscher und Franz Waldöstl weltlicher Schulaufseher. Derselbe Franz Waldöstl, Kaufmann in Neudek, ist auch Schützenhauptmann. Man zählt jetzt 48 grün mit kornblumenblauen Aufschlägen uniformierte Schützen und 17 in Kornblumenblau mit hellgrünen Aufschlägen uniformierte Musiker. Zwei Jahre vorher wurde das neue Schützenhaus erbaut, weil das Alte wegen der Straße abgerissen werden musste. . . . .



Der letzte Postkutscher (Postillion)



(Aus der mündlichen Überlieferung innerhalb der Herrmann‑Familie von dem Urenkel Herbert Ullmann)

Adolf Herrmanns Mutter wurde von ihrer Verwandtschaft verstoßen, weil sie sich mit einem Christen ‑ Adolfs Vater eingelassen hatte. Aus Kummer darüber ist sie früh gestorben oder wurde der Tod beschleunigt. Das Kind hieß ursprünglich Abraham und erhielt in der Taufe den (bedenklichen) Namen Adolf.
Adolf Herrmann hat später in Bärringen einen ansehnlichen Grundbesitz erworben, und die Herrmann‑Famille ‑ die meisten Kinder verehelichten sich in Bärringen ‑ war zumindest bis zum Einbruch der nazistischen Weltanschauung (Rassenideologie) allgemein geachtet. Adolf Herrmann hinterließ jedem seiner zehn Kinder ein Grundstück, die Söhne Josef und Hermann Herrmann erhielten größere, landwirtschaftlich genutzte Flächen. Bis zum Bau der Bahnhof Straße in Bärrigen hat Adolf Herrmann einen größeren Teil seines Grundbesitzes abgetreten. Heute befindet sich noch ein vermessenes Grundstück an der Bahnhof Straße im Besitz einer Urenkelin, Frau Najmann, durch Rückkauf nach der Enteignung in dem von Benes geprägten Zeitabschnitt (Benes‑Ära).
Noch heute besteht unter den Herrmann‑Nachkommen ein gewisser Zusammenhalt. . . . .




Die Herrschaft Neudek


Das einstige Kronlehn Neudek wurde später eine privat­herrschaftliche Verwaltungsstadt (Munizipalstadt), aus der königlichen Bergstadt wurde eine sogenannte "untertänige Stadt". Diese Städte waren leibeigen, ihrem Grundherrn zur Leistung gewisser Abgaben und Zinsungen, zu Frondienstleistungen, verpflichtet, doch wurde später das Ver­hältnis zur Obrigkeit meist durch erhaltene Vorrechte be­stimmt und nach der Aufhebung der Leibeigenschaft (1781) durch gesetzliche Vorschriften genau geregelt, auch die Stadtgemeinde Neudek als solche war der Herrschaft zu Lei­stungen verpflichtet. Während jedoch der slawische Bauer noch unter harter Leibeigenschaft seufzte, hatte sich der deut­sche Bauer und der deutsche Siedler unter erbpachtlichem (emphyteusischem) Recht angesiedelt. Dies war auch in der Bergbausiedlung Neudek der Fall. Durch den sogenannten Erbpacht (Emphyteuse) verpflichtete die Herrschaft ihre Untertanen, ihr halbjährig zu Galli und Georgi bestimmte Zinsungen an Geld, Getreide, Hühnern, Eiern zu leisten oder eine bestimmte Anzahl von Tagen ihr Frondienste (Dienste für den Landesherrn) zu verrichten. Letztere waren: Mähertage, Heudörrmachertage, Leistungen von Fuhrwerk, Flößertage, Kohlenbrennen. Doch konnten diese Leistungen auch durch einen genau festgesetzten Betrag in Bargeld (Relutum), getilgt werden. Der Untertan konnte seinen Besitz frei verkaufen oder vererben, doch übernahm der Nachfolger mit dem neuen Besitz auch den aus dem Erbpacht erwachsenen Erbzins und die übrigen festgesetzten Leistungen.
So wurden in Neudek die herrschaftlichen Gründe des Mittelhofes, des Neuhofes (1798), des Eulenhofes bei Neuhammer (1745), des Humbrechtsfeldes in Erbpacht gegeben.
Welchen Umfang die Herrschaft Neudek hatte und zu welchen Leistungen die Untertanen zur Zeit des Herrn Jakob Veith und dann weiter bis zum Jahre 1848 verpflichtet waren, ergibt sich aus einer erhaltenen amtlichen

Beschreibung der Herrschaft Neudek im Elbogner Kreis

die folgenden Wortlaut hat:
"Die Herrschaft Neudek liegt 2 1/2 Meilen (= 18.55 km.) von Karlsbad und 19 Meilen (= 140,98 km.) von Prag entfernt, sie grenzt im Süden an die Herrschaften Elbogen, Falkenau und Tüppelsgrün, östlich an Tüppels­grün und Schlackenwerth, nördlich an die bergbauliche Waldherrschaft (Montanwalddominium) Joachimsthal und an das Königreich Sachsen, westlich an die Herrschaft Heinrichsgrün.
Zur Herrschaft Neudek gehört die gleichnamige Stadt und 15 Dorfschaften, nämlich: Volgtsgrün, Kammersgrün, Thierbach, Oedt, Mühlberg, Bernau, Hohenstollen, Ullersloh, Eibenberg, Hochofen, Trinksaifen, Neu­hammer, Hirschenstand, Neuhaus und Sauersack mit einer Bevölkerung von 12 000 Einwohnern.
Der Obrigkeit steht das Recht eines Schutzherrn über die Kirchen zu Neudek und Hirschenstand, darin über die Schulen Neudek, Neuhanuner und Hirschenstand zu. Die Kirchen zu Trinksaifen und Neuhammer mit den Pfarrgebäuden sowie die Schule zu Trinksaifen unterstehen dem Amt des Religionsvermögens. Über die gefähr­deten 11 Schulstationen üben die betreffenden Gemeinden das Recht eines Schutzherrn aus. Die Erfordernisse der Kirchen und die Baulichkeiten werden aus dem Kirchenvermögen bestritten.
An Gebäuden sind vorhanden: Das 2 Stockwerk hohe Schloss mit 20 geräumigen Zimmern, das sogenannte "alte Schloss" mit den Beamtenwohnungen, das Brauhaus nebst den nötigen Räumlichkeiten, die neuen Forst­häuser zu Trinksaifen, Hirschenstand, Neuhammer und Trausnitz, das Zollhaus und der Schuppen zu Hirschen­stand, dann die Torfschuppen bei Hirschenstand und in der Trausnitz, alles in gutem Bauzustand. . . . .




Die alte Burg Neudek




Mit geheimnisvollem Zauber ragt der betagte Turm über das geschäftige Städtlein empor. Ein eigener stimmungsvoller Schimmer umfliegt das alte Gemäuer, dessen Entstehungsgeschichte sich im Dämmerlicht der Sage verliert. Todestraurig und Stumm blickt der betagte Turm, der einzige Überrest ver­rauschter Ritterherrlichkeit, zum reinen Blau des Himmels empor, nur der Wind, der um seine Mauern säuselt, lispelt uns ins Ohr die Sage von der Geisterharfe auf Schloss Neudek.
Lebensmüde und stumm, wie ein erblindeter Greis blickt der betagte Turm mit den leeren Augenhöhlen hinauf zu den waldumrauschten Bergen, wo einst neckische Grubengeister mit dem fleißigen Bergmann ihr loses Spiel trieben, wo jetzt vom Peindlberg, sein junger Gefährte grüßend herab winkt.
Altersgrau und still blickt er hinab zur ewig jungen Rohlau, deren geschwätzige Wellen den Fuß des schweigsamen Gesellen schmeichelnd umspülen. (Der Grundriss des Turmes ist ein Viereck mit zwei gleichlaufenden, aber ungleich langen Seiten (Trapez), von der Südseite kann man alle vier Kanten des Turmes sehen.)
Turm, Berge und Bach, sie könnten uns gar wundersame Geschichten erzählen von versunkenen Ritter­geschlechtern, von guten und von bösen Tagen.
Es ist das gleiche Schicksal das Neudek mit den meisten Städten des Erzgebirges teilt: Die Geschichte verliert sich im Grau der Sage.
Und doch soll mit den nachstehenden Ausführungen der Versuch gewagt sein, einiges Licht oder wenigstens etwas Dämmerschein in dieses Dunkel zu bringen.
Je undeutlicher wir sehen, desto deutlicher malt uns die Vorstellung ihre Gebilde. So ist eine Abbildung der früheren Burg hier viel verbreitet, unter welcher als Gründungsjahr die Zahl 1009 angeführt ist. Eine Nachbildung der verschwundenen Burg ist heute bei dem Mangel an Überresten ganz und gar unmöglich. Immerhin sei die Nachbildung als Trugbild hingenommen, aber die Zahl 1009 ist ein blühender Unsinn, da um diese Zeit von einer Besiedlung des Erzgebirges überhaupt noch keine Rede war.
Keine Urkunde berichtet über das Entstehen der Burg, nirgends findet sich eine Aufzeichnung über das Ver­schwinden derselben. Nach dem großen Lehnsbrief vom 20.9.1341 war die Burg bereits vorhanden und mit höchster Wahrscheinlichkeit ist anzunehmen, dass sie von dem ersten urkundlichen Besitzer Konrad Plick in der Zeit von 1300 bis 1340 erbaut wurde. Nun drängt sich aber dem Freund der Vorzeit die Frage auf: wann und wie ist dieses älteste Wahrzeichen der Stadt verschwunden? Dass eine Urkunde oder ein anderer Gegenstand ver­schwinden können, ist wohl einleuchtend, aber dass eine ganze Burg spurlos verschwindet das mag wohl in der Geschichte des Städtewesens einzig dastehen, ‑ nämlich verschwunden in einem Zeitabschnitt, der durchaus nicht arm ist an Überlieferungen. Wenn unsere Zeit nicht so nüchtern wäre, es müsste sich eine Sage bilden von einer verwunschenen Burg, die durch Zaubergewalt über Nacht entrückt wurde. . . . .



Die Gemeindeverwaltung


"Geben ihnen auch Macht ein eigenes Rathaus zu bau­en und zu erhalten, Umlagen (Um‑ oder Ahngeld) auf Getränke und andere Handlungen zu legen, sich auch ei­nes großen Siegelbildes in wichtigen Sachen zu gebrau­chen .....

Fürs Sechste wollen wir auch gänz1ich, dass christlicher Friede und Einigkeit, gute Polizei und Ordnung zwischen jedem, niemand ausgeschlossen bei den Bewohnern dieses unseres Städtleins erhalten werde .... Zu solchem Zweck und besserem Fortgang geben wir dem Rat und Gerichten Macht und Gewalt, geringe Hadersachen und Verwirkun­gen, so nicht Leib und Leben betreffen oder schwere Ver­brechen (Malefiz) sind, an ihren AmtsbefohIenen gebüh­rend z strafen“.
So heißt es in den Privilegien des Grafen Stephan Schlick vom Jahr 1602. Mit diesem großen Freibrief wurden die Bewohner Neudeks erst zu Bürgern gemacht, wenn auch noch untertänig, so doch mit erheblichen Freiheiten und verbrieften Rechten begabt, die sie vor Willkür und Übergriffen der ungnädigen herrschaftlichen Beamten schützten.
Im Jahre 1613 ist das dem früheren Bürgermeister Hans Hahn gehörende Haus dem Bergwerksbesitzer Se­bastian Rössler "heimgefallen und einem ehrbaren Rat hier zu einem Rathaus verkauft worden, was ihnen von der Herrschaft zuerkannt und gnädigst von der Herrschaft erlaubt ist. (Neudeker Stadtbuch). Im Jahre 1697 wurde dieses Rathaus, welches dem Einsturz nahe war, wieder aufgebaut, zu welchem Zweck der Grundherr Graf Hermann Jakob Czernin von der Neudeker Gemeinde in nachstehendem Schreiben gebeten wird, die von ihm in Verwahrung gehaltenen Gemeindekämmereigelder zu übergeben und einen Beitrag an Bau­stoffen zu leisten.
"Hoch und Wohl Geborener Reichs Graf:
Demnach wir Bürgermeister Richter und Rat samt ganzer Gemeinde des Städtleins Neudek uns unter­fangen, Euer Hoch Gräfliche Exzellen aller untertänigst anzuflehen, haben wir nicht zu unterlassen, dergestalt so unser Rathaus ganz und gar baufällig und so sehr mangelhaft geworden ist, dass fast kein Mensch drinnen sicher sei und groß zu befürchten ist, dass es einmal nicht ohne großen Schaden gar über den Haufen fallen werde, solchermaßen seien wir gänzlich gesonnen ein neues von Grund an aufbauen zu lassen, wie wir solches in Bau führen wollen, werden Euer Hoch Gräfliche Exzellenz, jedoch ohne einige Maßnahmen, aus beiliegenden Zweien, wie des Maurers und Zimmermanns Abrisse, in Gnaden ersehen, welches wir aus gehorsamer Untertänigkeit deren selbst haben zeigen wollen, aber ohne Euer Hoch Gräflichen Exzellenz gnädigste Hilfe ein solches zu keinem Fortgang gebracht werden kann, zumal die hiesige Gemeinde ganz unmittelbar, vorab am baren Geld, allein das 4 bis 5 ‑einhalbhundert Gulden Kämmereigelder vorrätig und in hiesiger Amtsverwaltung liegen. . . . .




Die Brau‑ und Schankgerechtigkeit





Zu einer vollwertigen Stadt im Mittelalter gehörten nicht nur Rad und Galgen vor der Mauer als Zeichen der Gerichtsbarkeit, sondern auch die rauchenden Schlote eines bürgerlichen Brau­hauses und ein guter Tropfen braunen Gerstensaftes. In der Stadt Neudek bestanden 2 Brauhäuser: ein bürgerliches und ein herrschaftliches. Das bürgerliche Brauhaus stand hinter dem Rathaus, heute Nr. 366 und 720. Der einstige Stolz der Bür­gerschaft diente gegen Ende des 19. Jahrhunderts und im 1. Jahr­zehnt des 20. Jahrhunderts als Rumpelkammer, wurde dann fürWohnräume teilweise umgebaut; im Erdgeschoss befinden sich heute das Gemeindegefängnis und verschiedene Schuppen. Als Malzhaus und Brauerwohnung wurde das aufgelassene Kranken­haus verwendet, welches an der Stelle des heutigen Sparkassen­gebäudes stand.
Graf Stephan Schlick gab am 1. Januar 1602 in seinen Privilegien den Neudeker Bürgern das Recht: "in ihrem eigenen Stadtbrauhaus Gerstenbier, so viel sie im Städtlein vertreiben können zu brauen und ohne der Herrschaft Einhalt auszuschenken.“ - Dieses Privilegium wurde im Jahre 1625 von den nachfolgenden Freiherren von Fels erneuert, jedoch dahin eingeschränkt, dass das Brauen nur von Michaelis (29.9.) bis Ostern gestattet wurde.
Graf Humbrecht Czernin schränkte dieses Privilegium noch mehr ein, dass er seinen Neudeker Untertanen das Brauen nur von Martini bis zur Fastnacht erlaubte. . . . .




Das Zunftwesen




Das Zunftwesen umweht das deutsche Handwerk im Mittelalter mit einem eigenen stimmungsvollen Schimmer. Dasselbe schrieb nicht allein das gewerbliche Treiben der Handwerker vor, sondern es erstreckte seine Wirkung auf ihr gesamtes Leben. Die Zünfte bildeten auch eine fromme (relgiöse) Gemeinschaft; jede Zunft hatte ihren Schutzheiligen (Schutzpatron), dessen Tag Von der Zunft gehalten wurde, dessen Bild auf den Zunft­fahnen prangte. Zum Fronleichnamsumzug (Fronleichnamsprozession) und zur Auferstehung marschierten die Zünfte wie Vereine im Zug, in vielen Orten bauten sie ihren Zunftheiligen Kapellen und Altäre.
Aber auch um das Familienleben schlang sich das ei­nigende Band der Zunftgenossen: gemeinsam feierte man Familienfeste, unterstützte in Not geratene Mitglieder und starb eines, so deckte seinen Sarg, das gemeinschaftliche Tuch und alle geleiteten den entschlafenen Gefähr­ten zur letzten Ruhestätte. Die Zunft war in ihrer Blütezeit eine "Lebensgemeinschaft voll Saft und Kraft und voll Gesundheit, eine Schule des Gemeinsinnes, der Arbeitsamkeit und des echten Bürgerstolzes, eine Hüterin der Redlichkeit, der guten Sitte und der Handwerksehre".
Die Vorsteher der Zunft hießen: Altmeister, Vormeister, Ladenmeister oder Zunftälteste und bildeten mit den Zunftgeschworenen das Zunftgericht. Das Heiligtum in der Zunft war die Zunftlade, welche bei dem Vorsteher aufbewahrt wurde. . . . .




Das Neudeker Schützenwesen





Die Scheibenschützen und Schießgesellen von einst, welche später überall in den bürgerlichen Schützengesellschaften (‑korps) aufgingen, bildeten nicht nur in Neudek sondern in vielen deutschen Städten neben den Zünften, mit denen sie innig verbunden waren, eine kennzeichnende Erscheinung. Die eifrige Pflege des Schießwesens war nicht Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck, eine gewisse Wehrhaftigkeit zu erzielen, welche bei der damaligen allgemeinen Unsicherheit der Menschen und des Eigentums dringend notwendig war. . . . .





Die Geschichte des Deutschen Turnvereines 1884 in Neudek

(Nach Josef Walter)





Als nach dem gewaltsamen Umsturz der bestehenden Gesellschafts‑ und Rechtsverhältnisse im März 1848 (Märzrevolution), wegen der unfreiheitlichen Anschauungen (Antiliberalismus) des Fürsten Metternich, das Volk nach Entfaltung größerer persönlicher Freiheit verlangte, waren es die Turnvereine, die sich an die Spitze dieser Bewegung mit dem Ziel einer volksherrschaftlichen (de­mokratischen) Verfassung stellten. Bereits 1849 wurde der Ascher Turnverein gegründet, dem sich in rascher Folge zuerst in den größeren Städten weitere hinzugesellten. Auch hier zeigte sich die Bereitschaft, Leibesübun­gen im Sinne Jahnscher Tradition zu pflegen. Einige Männer fassten 1868 den Entschluss einen Verein ins Leben zu rufen, in dem Turn‑ und Löschwesen vereint sein sollten. Eine eigene Feuerwehr hatte damals noch nicht bestanden. Die eingereichten Satzungen wurden von der Behörde bewilligt und unter dem Namen Turner‑Feuer­wehr konnten die Männer ihre Tätigkeit aufnehmen. . . . .




Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Neudek

1868‑ 1945



Die ersten Spuren des erwachten Sinnes für das freiwillige Feuerwehrwesen zeigen nach Nordböhmen (1851).
Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Neudek erfolgte im Jahre 1868; sie bildete sich aus dem damals bestehenden Turnverein unter dem Namen „Freiwillige Turner‑Feuerwehr“.
Mit dieser Gründung waren nun die ersten Grundsteine gelegt, auf denen sich nach kurzer Zeit der schöne, wohltätige Bau des Ortes, die Freiwillige Feuerwehr, erhob. Im Jahre 1869 wurden die ersten Schritte zur Ausrüstung und einheitlichen Diensteinkleidung (Adjustierung) unternommen. . . . .




Kirche und Pfarrei



Die katholische Kirche

In dem großen Lehnsbrief des Peter Plick vom 20.9.1341 ist trotz der peinlich genauen Aufzählung aller Besitztitel und Rechte von einer Kirche oder der Rechte eines Stifters (Patronatsrecht) noch keine Rede. In den "Libris Erektionibus" im Domkapitel zu Prag, vom 24. Juli 1354 dagegen heißt es (in der Übersetzung aus dem La­teinischen): “Im Jahre des Herrn 1354, den 24. Juli wurde bei der Kirche in Neudek auf Vorschlag des gestren­gen Herrn Peter von Neudek nach dem Tod Frenzlin's & als Pfarrer bestimmt. In das kirchliche Amt eingewiesen wurde er vom Pfarrer von Budmercic.“ – Der Name des in das kirchliche Amt eingewiesenen Pfarrers fehlt, nur sein Vorgänger (vor dem 24.7.1354) namens Frenzlin wird angeführt. Wahrscheinlich hieß er Nikolaus, wie aus der folgenden Urkunde aus den „Libris Erektionibus“ vom 19. Januar 1358 angenommen werden kann, wo infolge der freiwilligen Niederlegung des Amtes (Resignation) des Pfarrers Nikolaus auf Vorschlag des Peter von Neudek ein neuer Pfarrer bestätigt wird.
Da in der Urkunde von 1341 immer nur vom Schloss ("castrum") Neudek die Rede ist und doch 1354 ein Pfarrer vorkommt, der schon eine Pfarrgemeinde voraussetzt, so muss, nachdem noch keine Stadt vorhanden war, die Pfarrgemeinde in der Burg Neudek und der umliegenden Siedlung sowie aus den beiden in der Urkunde (1341) angeführten Dörfern Thierbach und Hermannsgrün bestanden haben, trotzdem Hermannsgrün (Hermes­grün) als Pfarrdorf etwas zu entlegen erscheint. Diese beiden Dörfer sorgten eben für den einträglichen Lebens­unterhalt der Neudeker Bergleute. Später kamen erst nach und nach die anderen Ortschaften dazu, die teils wie Voigtsgrün zu anderen Herrschaften gehörten, teils durch den sich ausbreitenden Bergbau um diese Zeit erst gegründet wurden.
Da also die Neudeker Pfarrkirche im Jahre 1354 schon vorhanden war, im Jahre 1341 aber noch nicht genannt wird, so muss sie in den Jahren zwischen 1341 ‑ 1354 von Peter Plick erbaut worden sein, wahrschein­lich ein kleiner Steinbau mit einem Schindeldach, der erst später erweitert wurde, an derselben Stelle, wo sich die Amtskirche (Dekanatskirche) heute noch befindet.
In den zuvor erwähnten Errichtungsbüchern der Erzdiözese Prag (Libri Erektionibus) ist die Reihenfolge der katholischen Pfarrer auf Neudek von 1354 ‑ 1419 ununterbrochen angeführt. Weiter sind die Bücher nicht erschienen.
Die Neudeker Pfarrchronik beginnt mit dem Jahr 1557, die Ziffer ist ausgestrichen und 1562 darüber geschrieben. Gewisse Hinweise lassen vermuten, dass früher noch ältere Aufzeichnungen vorhanden waren, doch scheinen diese schon lange verloren gegangen zu sein, denn in einem peinlich genauen Vermögensverzeichnis des Schutzherrn Jakob Veith vom Jahr 1832 sind keine älteren Schriftstücke angeführt.
Im Jahre 1513 wurde unter Nikolaus Schlick die alte Kirche innen erneuert und die Jahreszahl 1513 an die Decke geschrieben, wie aus einer alten Urkunde des Pfarrers Kirchner (1735 ‑ 1761) zu entnehmen ist, unter dessen Amtsführung der Umbau der um mehr als die Hälfte vergrößerten Kirche im Jahre 1756 stattfand.
Die Kirchenverzeichnisse werden von 1562 ‑ 1624 ausschließlich von evangelischen Pastoren geführt. Der Wechsel der Seelsorger im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurde bei der Geschichte der Freiherrn von Fels bereits angeführt. . . . .



Die evangelische Kirchengemeinde

Noch zu Lebzeiten des streng katholisch gesinnten Grafen Nikolaus von Schlick, der von 1487 ‑ 1522 auch über Neudek herrschte, schlug Luther 1517 seine 95 Lehrsät­ze an der
Schlosskirche zu Wittenberg an, verbrannte 1520 die Bannbulle und sagte sich 1521 endgültig auf dem Reichstag zu Worms von der katholischen Kirche los. Ni­kolaus war der letzte katholische Schlick, seine Söhne ebenso wie die seiner Brüder waren der Lehre Luthers von Herzen zugetan und suchten ihr überall auf ihren zahl­reichen Besitzungen Eingang zu verschaffen.
Soweit sie Zeitgenossen Luthers waren, standen sie zu ihm in freundschaftlichen Beziehungen und erhielten die besten Prediger für die erledigten Pfarrstellen (Um Wiederholungen zu vermeiden, sei darauf hingewiesen, dass die frommen Strömungen zur Zeit der Grafen Schlick und Fels schon besprochen wurden).
Nach den Chroniken der Nachbarstädte gab es in Platten schon im Jahre 1521 nur Evangelische. Abertham war im Jahre 1529 ebenfalls ganz evangelisch und Bärringen hatte 1548 einen evangelischen Pfarrer. In Joachimsthal begann sich die neue Lehre 1521 auszubreiten und 1532 hatte die Stadt ebenfalls einen eigenen evangelischen Pfarrherrn.
Es drängt sich dem Freund der Vergangenheit nun die Frage auf: wann ist Neudek evangelisch geworden?
Die Neudeker Kirchenbücher bilden hier keinen festen Anhaltspunkt. Sie beginnen 1562 mit den Eintragungen des evangelischen Pfarrers Kurwitzer von Kurwitz, welcher von seinem Vorgänger spricht, doch dessen Namen nicht nennt.
Es wäre bedeutend zu wissen, wann die neue Lehre sich auszubreiten begann und wann sie den Geist und die Lehre der katholischen Kirche (Katholizismus) verdrängt hatte.
Der Eifer, mit welchem die Grafen Schlick überall die Ausbreitung der Lehre Luthers förderten. lässt wohl mit Sicherheit annehmen, dass dieselbe in Neudek unter Albin Schlick (1522 ‑ 1547) Wurzeln schlug und auch unter diesem Besitzer die ganze Herrschaft Neudek eroberte, dass also um das Jahr 1530 Neudek größtenteils oder schon ganz evangelisch war.
Mit dieser Annahme stimmt auch eine Eintragung in der Neudeker Pfarrchronik so ziemlich überein, welche Lorenz Schlick, den Vetter und Nachfolger des flüchtigen Albin Schlick, betrifft und lautet: „Da trat 1517 Luther auf. Um diese Zeit wurde unter den Schlicken die Bergstadt Joachimsthal gegründet. Die neue Lehre verbreitete sich unter den Bergleuten. Die Schlicke waren nicht bloß die ersten Anhänger der Lehre Luthers sondern auch seine vertrauten Freunde.
Dies zeigt die Achtung und das Vertrauen Luthers gegen Sebastian Schlick (verstorben 1528 im Krieg gegen Ungarn), Herrn auf Elbogen und Karlsbad. Diesem eifervollen Beispiel Sebastians folgte auch Lorenz Schlick, schon seit 1530 mitherrschender Herr der Stadt Joachimsthal. Die anfänglich 1516 vorn Falkenauer Erzdekan von dort aus abgesandten Priester wurden schon 1521 durch einzelne protestantische Prediger ersetzt, bis endlich ab 1532 Joachimsthal unter seiner Mitwirkung wirkliche evangelische Pfarrherrn erhielt. Mit demselben Eifer, mit welchem Graf Lorenz die neue Lehre im Tal erfasste und förderte, mit eben demselben trachtete er sicherlich, diese durch sein Beispiel, durch Entlassung der katholischen Seelsorger und deren Anhängern den katholischen gemäßigten Hussiten (Utraquisten) und durch Anstellung protestantischer Seelsorger auch auf seinen übrigen Herrschaften, auch auf Neudek einzuführen und auszubreiten, sodass Neudek sicher auch wie Karlsbad schon 1537 ganz lutherisch war".
So die“Pfarrchronik“.
Lorenz Schlick kam erst 1547 nach Neudek, wo er auch starb und in der Kirche begraben wurde. Die Ausbreitung, der neuen Lehre in Neudek ging also schon 10 Jahre vorher unter dem Grafen Albin vor sich. . . . .



Ignaz Sichelbarth ‑ Ein Missionar, Mandarin und Künstler aus Neudek


Am Turmfelsen von Neudek befindet sich ein Denkmal des Missionars, Künstlers und Mandarins Ignaz Sichelbarth. Vermutlich ist er den meisten Bürgern von Neudek völlig unbekannt und doch gehört Sichelbarth zu den bedeutendsten und fesselndsten Persönlichkeiten aus dieser Stadt.
1708 begann Neudek sein Lebensweg. Offensichtlich künstlerisch hoch begabt setzte er sich jedoch ein anderes Ziel als eine Laufbahn als Maler an einem europäischen Fürstenhof: Nach seiner Probezeit der Novizen (Noviziat) in Brünn und der Ausbildung zur wissenschaftlichen Lehre des christlichen Glaubens, seiner Offenbarung, Überlieferung und Geschichte (Theologie)­ in Olmütz trat er 1736 in den Jesuitenorden ein und bereitete sich vor auf seine Tätigkeit als Missionar in China. Das Wirken der Jesuiten, die im 16., 17. Und 18. Jahrhundert nach China zogen, verdient Bewunderung. Während in anderen Ländern die Glaubensboten oft den Eroberern folgten und den unterworfenen Völkern das Christentum mit Gewalt und Starrsinn aufgezwungen haben, zeigten die Jesuiten in China eine beispielhafte Duld­samkeit (Toleranz), Menschlichkeit und Achtung vor der Kultur des Gast­landes. Bereitwillig vermittelten sie den chinesischen Gelehrten die damals neuzeitlichste europäische Wissenschaft, Himmelskunde (Astronomie), Wissenschaft von den Raum‑ und Zahlen­größen (Mathematik), Geografie, zweckbewusste Anwendung von Naturgesetzen (Technik), ärztliche Wissen­schaft (Medizin) und nicht zuletzt die europäische Kunst. . . . .




Das Schulwesen



Wann und wo in Neudek zuerst Schulunterricht erteilt wurde, ist nicht bekannt. In den Kirchenverzeichnissen wird im Jahre 1573 das erstemal ein Schulmeister namens Henni
Kalbesberger genannt, da der gleichzeitige evangelische Pfarrer Daniel Kalbesperger hieß, dürfte es ein naher Ver­wandter desselben gewesen sein. In der Folge werden in den Kirchenbüchern als Paten und Trauzeugen nachstehen­de Menschen als Schulmeister ausdrücklich angeführt: Chri­stoph Hillo (1576), Jakob Bachmann (1578), Jakob Friedl (1583), Georg Raschius (1593), (Gleichzeitig war Klemens Raschius Pfarrer in Neudek.), Niklas Müller (1599), Wil­helm Hendel (1608), Georg Michl (1611), Konrad Sark (1612), Georg Bachmann (1617‑1627), Matthes Hammer (1641), Michael Fischer (1660); sodass also der Unterricht ununterbrochen erteilt wurde.
In der Pfarrchronik steht die Eintragung: „Unter Pfarrer Georg Lanka (1640 ‑ 1661), einem Zisterzienser­geistlichen, wurde ein Haus samt Garten oberhalb der Kirche, um darauf das Pfarrhaus oder die Schule bauen zu können, um 390 fl. aus dem Kirchenvermögen gekauft“. Es ist dies die Stelle beim Turmfelsen, wo heute das Haus Nr. 177 steht, dort wurde in der Folge die Neudeker Pfarrschule errichtet, welche gegen Ende des 18. Jahrhunderts bereits zweiklassig war und im Juli 1858 zu einer dreiklassigen Schule erweitert wurde. . . . .




Die heimischen Familien‑, Orts‑ und Flurnamen
Die Neudeker Mundart


Der Familienname
ist der Begleiter des Menschen auf seinem ganzen Le­bensweg, ihn überträgt er auf seine Kinder mit der Mahnung, denselben rein und fleckenlos zu erhalten. Die Namen teilen das Schicksal der deutschen Sprache, sie sind nichts Starres sondern etwas Lebendes, sie verän­dern sich, schleifen sich ab, sodass der Besitzer eines Na­mens bei der Forschung nach seinem Ursprung gar oft vor einem unlösbaren Rätsel steht. In einer früheren Zeit, an einem­ fernen, oft unbekannten Ort wurde der Name geboren und veränderte sich mundartlich im Lauf der Jahrhunderte und seine Deutung wird in manchen Fällen oft sehr schwer, unsicher oder ganz unmöglich.
So gibt es in jeder Gegend eine Anzahl von Namen, denen der Forscher ratlos gegenübersteht, während sich die meisten mit mehr oder weniger Mühe auf ihren Ursprung zurückführen lassen. In den vergangenen Zeiten genügte in den meisten Fällen der Taufname, denn die Zahl der Menschen, die miteinander verkehrten, war noch klein, (Die geschlossene Haus‑ und Stadtwirtschaft, im Gegensatz zur heutigen Volkswirtschaft.) sodass eine Verwechslung nicht so leicht vorkommen konnte. Aber trotzdem mussten schon in jener Zeit, um Irrtümer zu vermeiden, die Menschen genauer bestimmt werden, ein Hilfsmittel das sich bis auf die heutige Zeit in den sogenannten Hausnamen erhalten hat. In einem Ort befinden sich zum Beispiel fünf Männer namens Johann. Um lästigen und unangenehmen Verwechslungen auszuweichen, fügte man nun dem Taufnamen die Bezeichnung der Beschäftigung, des Heimatlandes, des Wohnortes, den Namen seines Vaters oder einer Eigenschaft bei und sagte dann: der Schneider Johann, der Bayer Johann, der Brückner Johann (bei der Brücke wohnend), der Franz Johann, der Stark Johann. . . . .




Das Eisenwerk zu Neudek



Die Grafen von Schlick als Begründer der Stabhämmer


Als im Jahre 1446 Ritter Hans Honinger von Seeberg die Herr­schaft Neudek dem Grafen Matthäus Schlick übergibt, ist in dem Kaufbrief bei der Anführung der Ergiebigkeiten von einem Eisenwerk­ nichts erwähnt, sodass also zweifellos dieses mächtige Geschlecht, welches von 1446 ‑ 1602 über Neudek herrschte, auch hier die erste und älteste Industrie begründete. In dem im Jahre 1562 beginnenden Neudeker Kirchenverzeichnissen wird gleich in diesem Jahr ein „Hammermeister“ öfter genannt und ebenso der „Kohlmesser aufm Hammer“, was zur Annahme berechtigt, dass der Hammer schon eine Reihe von Jahren vor­her bestanden haben mag.
In den Privilegien des Grafen Stephan Schlick vom Jahr 1602 wird eine Wiese „Beim oberen Hammer“ genannt und beim Verkauf der Herrschaft in diesem Jahr werden die
Eisenwerke und Hämmer ausdrücklich erwähnt. Bei der Erneuerung der Privilegien durch Colonna von Fels im Jahre 1625 wird das „herrschaftliche Hammerwerk“ ebenfalls ausdrücklich genannt. . . . .




Die Textilwirtschaft Neudeks



Der handwerksmäßige Betrieb


Die Textilwirtschaft ist jener Erzeugniszweig, welcher durch Spinnen. Flechten. Weben, Wirken und Stricken Gespinste oder Gewebe herstellt. Spinnen und Weben gehören zu den ältesten
Beschäftigungen der Menschen. Als hier im Schoss der Berge Hammer und Schlägel nicht mehr erklangen, die Stollen verfie­len und der Bergsegen erlosch, da legte der fleißige Bergmann traurig den Fäustel aus der schwieligen Hand, aber er verließ die Scholle nicht, die ihm lieb und traut geworden war. Denn, wenn er auch von seinen Bergen gerne hineinblickte in das weite Land, auf seinen kargen Höhen hielt es ihn doch wie mit Zaubergewalt fest und gar bald setzte sich unter seiner arbeitsgewohnten Hand der Webstuhl in sausende Tätigkeit und unter den fleißigen Fingern der Frauen und Mädchen entstanden die gern gekauften schwarzen Neudeker Seidenspitzen.
Frühzeitig (1646) erhielt die Zunft der Neudeker Leinweber von dem Grafen Czernin ausführliche Satzungen, während die Tuchmacher sich gewissermaßen als die wohlhabenden Bürger (Patrizier) unter den anderen Zunft­genossen fühlten, auch die Strumpfwirker von Neudek, welche der Tuchmacherzunft angegliedert waren, hatten über Mangel an Beschäftigung nicht zu klagen. Nach Beendigung der napoleonischen Kriege erwarb die Herr­schaft Neudek Jakob Veith, jener Mann, der dem Webstuhl seinen Reichtum verdankte und auf seiner Herr­schaft überall den Anbau des Flachses sowie das Spinnen und Weben förderte.
Die Flurbezeichnungen „Im Flachsgarten“ sowie die ältesten Familiennamen: Lein und Flechsig, geben Zeugnis dafür. dass schon seit den ältesten Zeiten der Flachsbau hier betrieben wurde und Spinnrad und Webstuhl in den niederen Hütten heimisch waren. . . . .


Dampf‑Rohrleitung (Fernheizung) Vresova (Doglasgrün) ‑ Neudek


Entstehung und Entwicklung. (Zusammenfassung des Tagungs­berichtes von Ing. Miroslav Holecek (ehemaliger Stadtrat und Vor­sitzender der Beauftragten für Energie.)
Ingenieur Miroslav Holecek ‑ Stadtrat in Neudek - (1990 ‑1998) hat im Sommer 1990 den Entwurf zur Dampflieferung beim Druck von 3,5 Mpa aus dem Heizkraftwerk Vresova (Doglasgrün) (Kom­binat Vresova) nach Neudek öffentlich vorgestellt. Es geschah noch unter der Hochstimmung (Euphorie) der „samtenen Revolution“ wäh­rend einer Bürgerversammlung im Neudeker Kulturhaus, vorbereitet vom „Bürgerforum“ und den „Sozialdemokraten“ (CSSD). Dieser Vorschlag wurde in die Wahl‑ und Bündnisordnung (Koalitions­programm) aufgenommen. Für die Durchführung dieses Entwurfes (Projektes) übernahm Ingenieur Holecek die Verantwortung, da er Stadtrat wurde und gleichzeitig Angestellter des Kombinats Vresova (Doglasgrün) damals war.
ImFebruar1995 wurden Ausschreibungen getätigt (Angebotverfahren). Am 24.2. wurde mit dem Verkauf der Nutzbarmachung (Dokumentation) begonnen. Es meldeten sich Unternehmen aus Tschechien, Deutschland, Polen und eines aus den Niederlanden. . . . .




Die Spitzenklöppelei im Erzgebirge


Spitzenklöppeln ist eine Art Weben, weshalb diese Tätigkeit zur Textilwirtschaft gehört und bei diesem Hauptabschnitt hätte mit behandelt werden sollen. Wegen der hervorragenden Wichtigkeit dieser Kunst für das Erzgebirge und insbesondere für die Gegend sei die Geschichte des Spitzenklöppelns in Neudek und Umgebung in einem eigenen Hauptabschnitt besprochen. Ob nun diese von der Annaberger Bürgerstochter Barbara Uttmann 1561 im Erzgebirge eingeführte Kunst ihre eigene Erfindung war oder ob das Klöppeln nur von ihr verbreitet wurde, mag hier nicht näher erörtert werden. (Barbara Uttmann (1514 ‑ 1575), die Ge­mahlin des reichen Bergherrn Christoph Uttmann zu Annaberg, betrieb dort einen sehr einträglichen Borten‑ und Spitzenhandel. Es wird behauptet, dass die geklöp­pelte Spitze im Erzgebirge schon vor dem Jahr 1500 bekannt war. Barbara Uttmann beschäftigte sich von frühester Jugend auf viel mit weiblichen Handarbeiten, insbesondere mit der Verfertigung gestickter Spitzen, womit sich damals ausschließlich die Töchter und Frauen höherer Stände befassten. Die Spitzen wurden haupt­sächlich für kirchliche Zwecke verwendet. Barbara Uttmann gebührt wahrscheinlich das Verdienst, das damals noch einfache Klöppeln vervollkommnet und verbreitet zu haben.) ‑ Von der Zeit seiner Einführung bis in den Dreißigjährigen Krieg hinein war das Klöppeln die Nebenbeschäftigung des weiblichen Teiles der Bevölkerung, während der Bergbau der Haupterwerbszweig der männlichen Bewohner war. Als aber durch die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges auch dem blühenden Bergbau der Todesstoß versetzt wurde, sank die Hauptbe­schäftigung der Männer zur Nebenbeschäftigung herab und das Spitzenklöppeln brachte hauptsächlich Brot ins Haus, sodass auch oft die schwielige Hand des Bergknappen zu dieser feinen Arbeit geschmeidig werden mus­ste. . . . .



Neudek als Bergstadt


Wo einst dichter Urwald die rauhen Höhen deckte, da hat deutscher Hände Fleiß aus der Waldeinsamkeit geschäftiges Le­ben hervorgezaubert. Deutsche Bergleute, die das blinkende Erz lockte, waren die ersten Wegbereiter der geistigen und künstler­ischen Lebensäußerungen einer Gemeinschaft (Kultur), denn als der deutsche Bergmann hier mit sehniger Faust den Hammer schwang, da lichtete sich der Wald und menschliche Ansiedlun­gen wuchsen förmlich aus dem Boden heraus. Durch Jahrhunder­te erschollen hier der Klang des Schlägels und des Hammers, durch Jahrhunderte ertönte hier ungestört der Berge uralt Zau­berwort: „Glück auf!“ . . . . .



Über Berg und Tal


In einer sonnigen Mulde des lieblichen Rohlautales liegt Neu­dek. Ein bräutlicher Glanz von dunklen Wäldern umschlingt das freundliche Tal, im Hintergrund erhebt sich der Peindlberg mit seinem Aussichtsturm, der lichtumflossen vom Blau des Himmels oder von Wolken umgräut ins Tal blickt, während vom Abhang des Berges die Häuser der Ortschaft Eibenberg neugierig herabschau­en. ‑ Jener Wälderkranz bietet eine Sammlung von Bildern reiz­voller Schönheit, wie man sie oft auf einem so engen Raum wohl selten zusammengedrängt findet und wer den Zauber dieser grü­nen Hallen trinken will, der folge nun im Geiste:

Der Kreuzberg

Ein Juwel Neudeks ist der Kreuzberg, dessen einstiges Kirchlein aus dem grünen Gewoge gläubig ins Tal blickte. Wie ein grünes Vorgebirge schiebt sich der Berg bis an die Häuser der Stadt heran und oben an der Stirne trägt er wie ein kostbarer Reif ein hohes, eisernes Kreuz, das ihm den Namen gegeben hat.
Ein grüner Mantel deckt seine Blöße und dieses Kleid erfreut unser Auge durch alle Abstufungen vom hellsten Laub‑ bis zum dunkelsten Nadelgrün. Beim Aufstieg ist man schon in wenigen Minuten dem Getriebe der Stadt entrückt, ihr Geräusch verhallt unter uns und die Finken im grünen Laubdach singen ihr frohes Lied. Mühelos steigt man auf sanft ansteigenden Serpentinen den Berg hinan, von welchen gar lauschige Seitenwege abzweigen.
Allen jenen, denen ihr körperlicher Zustand ein anstrengendes Steigen nicht gestattet, denen bietet der Kreuzweg eine treffliche Gelegenheit, auf leichte Weise sich dem Genuss eines herrlichen Landschaftswesens hingeben zu können. . . . .




Eine alte Neudeker Redensart



Die vier merkwürdigen Dinge von Neudek



Vier rätselhafte Dinge beschreiben Neudek:
ein Baum ohne Land,
ein Teich ohne Damm,
ein Turn ohne Grund,
eine Kirch' kugelrund.
Damit waren gemeint: eine starke Kiefer auf dem Turmfelsen, ober­halb der Felsennase, wie sie auf der Goethschen Handzeichnung noch sichtbar ist ‑ ferner der Hammerteich beim Stabhammer ‑ dann der alte Turm selbst und schließlich die „Kreuzkapelle“ auf dein alten Fried­hof.
Baum, Teich und Kirchlein sind verschwunden, ‑ der alte, graue Turm steht noch auf seinem Felsen, trotzdem sieben Jahrhunderte an ihm vorbeigerauscht sind, die Hälfte der Zeit von einer freundlich ins Tal blickenden Burg umgeben, seit vier Jahrhunderten als ein einsamer Witwer den Stürmen der Zeit trotzend. . . . .






Bildband zu den Kapiteln

Aus dem Reich der Sage


"Sagenfels" Kammerwagen






Hochtanne, im Hintergrund Eibenberg mit Peindl (1926)







Breitenbach „Gruß aus der Halde“ (1924)




















































































































































































































































































































































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